Copa Sevilla – Der letzte Tanz auf dem ‘Albero’

Copa Sevilla (photo: Florian Heer)

International Blog – Florian Heer

Der Real Club de Tenis Betis mit seinen stilvollen Courts und dem einzigartigen gelben Sand gilt als die Stierkampfarena des internationalen Tenniszirkus. In der vergangenen Woche wurde die 60. Ausgabe der Copa Sevilla in der andalusischen Hauptstadt ausgetragen. Es war ein letzter Tanz auf dem Albero. Im nächsten Jahr wird das ATP-Challenger-Tour-Event auch auf der in Europa üblichen roten Asche ausgetragen.

Natürlich ist es immer wert eine Reise nach Sevilla zu unternehmen. Die berühmte Kathedrale mit ihrem markanten Giralda-Turm und der Königliche Palast Alcázar gehören zweifelsfrei zu den Touristenattraktionen, die man nicht verpassen darf. Aber für ein besonderes Erlebnis, das Tennis mit der lokalen Kultur verbindet, ist ein Besuch bei der Copa Sevilla Pflicht. Das Turnier ist bereits seit 1991 im internationalen Tenniskalender zu finden und zählt somit zu den ältesten auf der ATP-Challenger-Tour. Partien unter Flutlicht, welches den gelben Sand bei Nacht besonders erstrahlen lässt, gepaart mit einer lebhaften Atmosphäre im über 90 Jahre alten Real Club de Tenis Betis bilden eine atemberaubende Kulisse, um Spitzentennis zu erleben.

Die Energie der viertgrößten Stadt Spaniens selbst, sowie der Zauber der gesamten Region Andalusiens spiegeln sich in der Copa Sevilla wider. Der gelbe Sand, Albero genannt, ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Veranstaltung und war bereits die Bühne für viele unvergessliche Momente in den vergangenen Jahrzehnten. Darunter das Challenger-Debüt von Rafael Nadal im Jahr 2001 sowie die Titelgewinne der damals 17-jährigen Casper Ruud und Felix Auger-Aliassime in den Jahren 2016 und 2017.

Erfahrungen und neue Wege

Die Farbe Gelb ist Teil der spanischen Kultur und findet sich sowohl in der Flagge des Landes als auch in den vielen Stierkampfarenen auf der iberischen Halbinsel wieder. Der Albero im Real Club de Tenis Betis reicht bis zu den Ursprüngen des Vereins in den 1920er Jahren zurück und stellt noch heute für die meisten Cracks der Tour eine Besonderheit dar.

„Es befindet sich weniger Sand auf dem Platz. Dadurch ist der Belag insgesamt etwas schneller“, erzählte der Franzose Hugo Gaston nach seinem ersten Auftritt auf dem speziellen Untergrund in der vergangenen Woche.

„Man benötigt vielleicht einen kleinen Moment, um sich darauf einzustellen. Am Ende ist es bezogen auf das Spiel aber recht ähnlich zu den herkömmlichen Sandplätzen“, beurteilte der Schwede Elias Ymer die Bedingungen in Sevilla.

“Dieses Event ist ein Teil der Geschichte des spanischen Tennis mit einer großen Tradition. Das Turnier ist sehr beliebt. Das macht uns stolz, verleiht uns aber auch den Ansporn, uns stetig zu verbessern“, erklärte Turnierdirektor Santiago Peréz Romero.

Dieser Anspruch führte somit auch zum Ende einer Ära. Die TV-Sender beklagen angeblich bereits seit Jahren, dass der Belag suboptimal in Bezug auf die Übertragung im Fernsehen ist. Die gelbe Filzkugel sei auf dem Albero kaum zu erkennen. Auch mögen gestiegene Unterhaltskosten für die Pflege des Spezialbelags eine Rolle gespielt haben, um sich ab 2024 dem in Europa sonst üblichen roten Sand anzuschließen.

Carballés Baena gewinnt letztes Match auf dem gelben Sand

Sieger der diesjährigen Copa Sevilla wurde Roberto Carballés Baena, der bereits im vergangenen Jahr erfolgreich war. Der 30-jährige Spanier, der zwar auf der größten Kanareninsel Teneriffa geboren wurde, jedoch im von Sevilla knapp 250 Kilometer entfernten Granada trainiert, besiegte den Franzosen Calvin Hemery 6-4, 6-1 im letzten offiziellen Match auf dem gelben Sand.

Ist er traurig, dass das Turnier im kommenden Jahr auf einem anderen Untergrund ausgetragen wird? „Nein“, entgegnete Carballés Baena im Anschluss an das Finale am Samstagabend. „Ich spiele nicht wegen dem Albero so gerne in Sevilla, sondern aufgrund der Leute, die dieses Turnier so einzigartig machen.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.