International Blogs – Florian Heer
Dominik Koepfer hat einen ereignisreichen Saisonstart hingelegt. Der 29-jährige Deutsche konnte gleich in der ersten Woche im australischen Canberra seinen insgesamt fünften Turniersieg auf der ATP-Challenger-Tour feiern. Bei den anschließenden Australian Open überzeugte Koepfer mit einer starken Vorstellung gegen Alexander Zverev und erreichte an der Seite von Yannick Hanfmann im Doppel sogar das Halbfinale.
Nach einem erfolgreichen Intermezzo beim Davis-Cup in Ungarn ist der gebürtige Schwarzwälder nun wieder in seiner Wahlheimat auf dem Wanderzirkus unterwegs. Von 2013 bis 2016 war Koepfer zum Studium in den Vereinigten Staaten und auch im College-Tennis für die Tulane University in New Orleans aktiv. Seitdem hat er seine Zelte in Tampa, Florida aufgeschlagen und ist in diesen Monaten Teil der amerikanischen Hartplatz-Tour.
Bei den Dallas Open erreichte Koepfer in der vergangenen Woche das Viertelfinale, scheiterte schließlich am späteren Turniersieger Tommy Paul. Bei den in diesen Tagen stattfindenden Delray Beach Open war die Nummer 59 der ATP-Weltrangliste ebenfalls gemeldet, doch verhinderte eine Erkrankung seinen Start im Einzel. An der Seite des australischen Doppelspezialisten Andrew Harris war Koepfer allerdings noch im Doppelwettbewerb vertreten.
Wir haben die Gelegenheit genutzt, um mit der aktuellen deutschen Nummer 5 bei seinem „Heimturnier“ sprechen zu können.
Florian Heer: Du hattest in den letzten Tagen mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen gehabt. Wie geht es dir?
Dominik Koepfer: Ich habe mir in Dallas wohl etwas eingefangen und hatte einen grippalen Infekt mit Fieber. Seit Dienstag geht es mir allerdings wieder gut und ich bin fit.
Jetzt bist du in Delray Beach. Fühlt es sich hier nach einem Heimspiel für dich an?
In gewisser Weise schon. Ich bin in dreieinhalb Stunden mit dem Auto hierhergefahren. Es ist lediglich die andere Seite von Florida und die Anreise ist schon einfacher als zu manch anderen Turnieren.
Kannst du vielleicht nochmal kurz deine Trainingssituation skizzieren?
Ich habe nach meiner Zeit am US-College einen Trainer gesucht. Nach Deutschland wollte ich nicht unbedingt zurück, da ich nach vier Jahren in den Staaten dorthin keine richtige Verbindung mehr hatte. Auch seitens des DTB gab es keine Unterstützung und somit habe ich mir was Eigenes gesucht. An der Saddlebrook Tennis Academy in Tampa, wo viele erfolgreiche Spieler trainiert haben, hat es mir sehr gefallen und ich konnte einen Coach finden, mit dem ich bis heute noch zusammenarbeite.
Hello, 🇺🇲 Delray Beach! 👋#TravelTheTour #DBO@DelrayBeachOpen 🎾 pic.twitter.com/ckHH7Wwde7
— Florian Heer (@Florian_Heer) February 12, 2024
2017 hast du in Heilbronn dein erstes ATP-Challenger-Turnier in Deutschland gespielt. Die Interviews hast du damals noch lieber auf Englisch gegeben. Kann man vielleicht sagen, dass du im Zuge der letzten Jahre auf der Tour auch wieder etwas „deutscher“ geworden bist?
Auf jeden Fall. Gerade bei den größeren Turnieren bin ich jetzt auch öfter mit den deutschen Spielern unterwegs. Auch meine Familie begleitet mich des Öfteren. Tatsächlich habe ich aber noch nicht so viele Turniere in Deutschland gespielt. Im vergangenen Jahr kam noch eine Verletzung hinzu und ich war viel auf der Challenger-Tour unterwegs. Auch Covid hat natürlich nicht geholfen. Dieses Jahr habe ich aber fest vor mehr in Deutschland anzutreten.
Es gibt im Netz einige positive Stimmen von Muttersprachlern, die dein Englisch sehr loben und meinen, dass man nicht wirklich hören kann, dass du aus Deutschland stammst.
Ganz akzentfrei ist es wohl nicht, aber einer meiner ersten Coaches stammte aus Irland, was auf mein Englisch angeblich abgefärbt hat. Mit ihm habe ich die Sprache wirklich gelernt, da es mein erstes Jahr in den USA war. Mittlerweile lebe ich seit 2012 hier. Da lernt man sehr schnell und wenn man etwas nicht „pronouncen“ kann, dann wird halt „gemumbled“ (lacht). Inzwischen fällt es mir aber leicht auch zwischen beiden Sprachen zu switchen.
Die noch bisher kurze Saison war für dich bereits sehr ereignisreich. Kannst du nochmal auf die ersten Wochen des Jahres zurückblicken.
Ich war mir zu Beginn nicht sicher, ob ich in Hong Kong beim ATP-Event antreten sollte oder auf der Challenger-Tour starte. Die Aussicht auf Matchpraxis war bei letzterer Option größer und somit habe ich das Jahr in Canberra begonnen. Das starkbesetzte Turnier am Ende zu gewinnen, war natürlich umso besser. Die Auslosung bei den Australian Open gegen Alexander Zverev war unglücklich. Ich habe aber gut gespielt, einige Chancen liegengelassen. Im Doppelturnier an der Seite von Yannick Hanfmann ins Halbfinale einzuziehen, kam unerwartet und war ein Highlight. Schade, dass es am Ende nicht mit dem Finaleinzug in ein Grand-Slam-Event geklappt hat. Es hat allerdings viel Spaß gemacht. Dann kam die Nominierung für den Davis-Cup, die dazu geführt hat, dass ich seit Weihnachten nicht mehr zu Hause war. Allerdings ist es immer großartig zusammen mit der Mannschaft zu sein. Wir hatten auch eine sehr gute Trainingswoche und ich konnte mein Einzel gegen Fabian Marozsan gewinnen. Danach bin ich direkt nach Dallas geflogen, erneuter Jetlag inklusive. Dort wurde ich schon etwas kränklich, habe aber auch gegen Tommy Paul im Viertelfinale ein solides Match gespielt und hatte meine Chancen. Insgesamt war es ein positiver Start. Die Woche hier zu pausieren kann vielleicht auch mal ganz guttun. Allerdings wollte ich Andrew im Doppel nicht hängen lassen. Wir haben gemeinsam im College gespielt und uns auch für eine gewisse Zeit einen Trainer geteilt.
Du bist in den vergangenen Jahren unregelmäßig im Doppel angetreten, konntest aber immer wieder Ausrufezeichen setzen. Welchen Stellenwert hat dieser Wettbewerb für dich?
Es macht auf jeden Fall Spaß. Zusammen mit Yannick sind wir jetzt auch im ATP-Race ganz gut dabei und werden versuchen gemeinsam die Grand Slams zu spielen. Der Fokus liegt aber natürlich weiterhin auf dem Einzel. Allerdings kann das Doppel auch hierfür hilfreich sein. Solange ich körperlich fit bin, werde ich deshalb auch in diesem Wettbewerb antreten. Als Linkshänder hat man auch den ein oder anderen Vorteil, insbesondere beim Aufschlag.
Wie erlebst du die Tage hier in Delray Beach?
Auf jeden Fall mit vielen älteren Menschen auf dieser Seite von Florida (lacht). Es ist Snowbird-Saison und viele Leute verbringen hier ihren Winter. Wir befinden uns in einen der schönsten Ecken Floridas mit wunderschönen und nicht zu vollen Stränden. Dazu gibt es eine Menge Restaurants. Wir Spieler sind in dieser Woche allerdings nicht in Delray Beach, sondern in Boca Raton untergebracht. Das Hotel ist am Wasser. Das Wetter ist gut. Es könnte also schlimmer sein.
Never a bad choice to attend a tennis tournament with the word “beach” in its name. 😉 #TravelTheTour #DelrayBeach pic.twitter.com/XO4yyYzbw2
— Florian Heer (@Florian_Heer) February 17, 2024
Wie sehen deine nächsten Wochen aus?
Ich werde hoffentlich noch in Los Cabos und Acapulco spielen. Dann kommen die Masters-Events in Indian Wells und Miami bevor es auf Sand weiter geht. Ich werde auf jeden Fall mehr auf der ATP-Tour unterwegs sein. Der Challenger-Erfolg am Anfang des Jahres hat mir eine gewisse Freiheit gegeben und ich werde auch nach der Sandplatzsaison in den Top 100 stehen. Ich weiß, dass ich mit den guten Jungs mithalten kann. Ich habe in dieser Saison bisher lediglich gegen Alex Zverev und Tommy Paul verloren. Ich bin tennismäßig voll dabei und damit erarbeitet man sich auch immer viel Selbstvertrauen.
Und die deutschen Fans können sich auch darauf freuen, dich bei den Heimevents live erleben zu können?
Dieses Jahr auf jeden Fall. Die Turniere in München, Stuttgart und Halle sind Teil meiner Planung.
Dann weiterhin viel Erfolg und vielen Dank für das Gespräch.