Nicola Kuhn: “Die Liebe zum Sport ist in Spanien sehr groß!”

Nicola Kuhn (photo: Florian Heer)

International Blog – Florian Heer

Nicola Kuhn war in den vergangenen Wochen auf der ITF World Tennis Tour in Spanien unterwegs. Der 24-jährige Deutsche lebt auf der iberischen Halbinsel und vertrat auch die spanischen Farben von 2016 bis 2021. Nach seinen zwei Challenger Titeln 2017 in Braunschweig und 2019 in Segovia und Platz 174 in der Weltrangliste wurde Kuhn leider immer wieder von Verletzungen ausgebremst.

Über konstante Ergebnisse möchte sich die aktuelle Nummer 352 nun seinen Weg zurück unter die Top 200 erarbeiten. Erste Erfolge konnte Kuhn in dieser Saison mit Turniersiege in Reus, La Nucia und Córdoba verbuchen.

Während der dritten Auflage des ITF M25 Events in Mataró haben wir uns mit Kuhn zum Interview getroffen.

Tennis TourTalk: Zu Beginn des Jahres hattest du als Zielsetzung ausgegeben die Saison verletzungsfrei zu bestreiten. Leider musstest du ein paar kleinere Pausen einlegen. Ist dieses Ziel bereits gefährdet?

Nicola Kuhn: Nein, eigentlich nicht. Ich habe am 6. Januar meine Saison begonnen und seitdem viele Turniere gespielt. Ich hatte keine Beschwerden und musste auch keine Turniere aussetzen. Wir hatten gerade eine lange Turnierserie in Spanien und da ist es normal, dass der Körper nach einem Finale auch etwas Pause benötigt.

Viele Spieler beschweren sich über die Bälle.

Das stimmt und viele gute Spieler haben das bereits angesprochen. Insbesondere nach Corona wurde es thematisiert. Es gibt heute einige Top 100 Spieler, die ihren Kalender nach den eingesetzten Bällen gestalten. So etwas gab es früher nicht. Da ging es eher um andere Kriterien wie Reiseaufwand, Organisation oder wie wohl man sich bei einem bestimmten Turnier fühlt. Dass ein Turnier aber aufgrund eines bestimmten Ballmarke ausgelassen wird ist neu und aktuell der Fall. Dazu kommt, dass bei den Futures die Bälle im Match nicht so häufig gewechselt wie bei Challenger-Events. Das könnte man natürlich leicht verändern, ist jedoch eine Frage des Budgets.

Wir sind in Spanien, wo du auch lebst und trainierst. Wie beurteilst du die Turnierserien hier?

Ich habe noch immer guten Kontakt zum spanischen Verband und haben ihnen gratuliert zu dem Swing. Es soll in diesem Jahr 48 Turniere geben. Das ist nicht so einfach. Die Clubs sind engagiert und diese Turniere auszurichten ist sehr gut. Für mich ist es angenehm hier zu spielen und kann mit dem Auto anreisen. Das ist eine angenehme Vorbereitung. Allerdings sind die Turniere hier auch sehr gut besetzt. Es gibt eigentlich keine leichten Runden. Du musst dich von der ersten Runde an durchkämpfen.  Das Niveau zu den Challenger-Turnieren ist ähnlich.

Es fanden bis Mai mehr internationale Turniere allein in Katalonien als in ganz Deutschland statt. Woran liegt das?

Die Liebe zum Sport ist in Spanien sehr groß. Es gibt viele Clubs, die nationale Turniere ausrichten. Dann ist der Sprung auf internationale Events nicht allzu groß. Klar, würden sich die deutschen Spieler darüber freuen, wenn es ähnlich viele Turniere dort geben würde. Man muss allerdings sehen was machbar ist. In Spanien hat der Verband sehr viel investiert, um den Turnieren zu helfen. Das ist dann auch sichtbar.

Du hast eine bisher gute Saison gespielt. Was fehlt noch, um auch im Ranking wieder weiter nach vorne zu kommen?

Ich kann mir nicht viel vorwerfen. Ich benötige auch noch ein wenig Zeit. Ich konnte im vergangenen Jahr zwei ITF M25 Events gewinnen und musste mich dann wieder einer OP unterziehen. In dieser Saison stand ich in einem Finale und habe drei Turniere gewonnen. Ich habe außerhalb der Top 800 angefangen und bin Mitte Mai wieder unter den besten 400. Es kann im Tennis schnell nach untern aber auch nach oben gehen. Meine Priorität liegt auf dem Aufbau meines Tennisspiels und mich konstant zu verbessern.

Hast du auch Pläne Team-Events in diesem Sommer zu spielen?

Ich spiele weiterhin für BASF Ludwigshafen. Da werde ich versuchen reichlich Matches mitnehmen zu können. Das ist nicht nur finanziell interessant, sondern auch positiv für den Rhythmus. Das verträgt sich auch gut mit der Futures-Tour, da ich hier häufig erst Dienstag oder Mittwoch ins Turnier einsteige. Da würde sich die Planung mit der Qualifikation bei Challenger-Events schwieriger gestalten. Außerdem spiele ich für Padua in Italien.

Wie sieht deine aktuelle Trainingssituation aus?

Ich bin zurzeit alleine auf der Tour unterwegs, bin allerdings wieder mit meinem Team von 2017 zusammen, als ich mein bestes Ranking erzielen konnte. Ich lebe in Torrevieja und trainiere in Alicante. Mein Coach ist der Argentinier Pedro Caprotta. Seitdem ist es wieder super gelaufen und ich fühle mich sehr wohl. Wir haben eine gute Beziehung auf und neben dem Platz. Wir gehen auch gerne mal zusammen aus. Es ist ein bisschen wie Familie. Ich versuche auch dem Druck etwas zu entgehen und spiele für mich. Mit einem Lächeln auf dem Platz zu stehen und das Tennis genießen zu können ist eine wichtige Sache.

Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg.