International Blog – Florian Heer
Unterschiedlicher könnten der Sieger und die Stätte seines ersten Triumphes gar nicht sein. Der kühle Russe Andrey Rublev, ein Vertreter der inzwischen berüchtigten #NextGenATP Kampagne, schnappt sich seinen ersten Titel auf der ATP World Tour in Umag, einem der heißesten Stopps im Tenniszirkus, was sich in diesem Zusammenhang nicht ausschließlich auf die durchaus hohen Außentemperaturen in der kroatischen Kleinstadt bezieht.
Das ATP 250 Event in Istrien ist etwas Spezielles, was nicht den klassischen Tennistraditionen à la Wimbledon entspricht. Gespielt wird auf Sand inmitten einer Ferienanlage, wo über den ganzen Tag hinweg vornehmlich Urlauber aus Italien, Österreich und ganz Kroatien über das Gelände flanieren, in der Regel nur spärlich mit Badeklamotten bekleidet. Nach den hauptsächlich abends ausgetragenen Matches auf dem mit 4,000 Sitzplätzen ausgestatteten Goran Ivanisevic Tennisstadion, verwandelt sich das Turniergelände in eine einzigartige Partyarea, in der sich gefühlt die gesamte Jugend aller Balkanländer für eine Woche in der kleinen Hafenstadt trifft und bis früh morgens zu Live-Musik und DJ-Einlagen feiert.
Ein perfekter Ort für einen 19-jährigen möchte man glauben, aber der Croatia Open Sieger des Jahres 2017 ist eher ein ruhiger Vertreter.
„Morgen früh um 6 geht mein Flug Richtung Hamburg. Am Dienstag werde ich dort mein erstes Match haben“, erzählt Rublev in der Abschlusspressekonferenz. „Kein Drink heute Abend. Morgen ist Training!“
Überhaupt steht die harte Arbeit auf dem Platz für den Teenager immer wieder im Vordergrund. Wenn man mit ihm spricht wirkt er fast eingeschüchtert, den Kopf oft zum Boden gesenkt, als sei es ihm peinlich wenn man mit ihm redet. Was man dann auch des Öfteren zu hören bekommt ist, dass die Vorbereitung und Training die Schlüssel zum Erfolg sind.
Ende in der Qualifikation
Kein Drink, keine Party war auch die Devise während seines gesamten Aufenthalts in Umag. Dabei war das Turnier für ihn schon eigentlich vor sieben Tagen vorbei, als er gegen den Ungarn Attila Balazs in der zweiten Runde der Qualifikation verlor.
„Als ich das Turnierraster zu Beginn sah, bin ich mit Sicherheit nicht davon ausgegangen hier zu gewinnen. Ich wusste jedoch, dass wenn ich gut spielen würde, ich zumindest die Chance hätte ein paar Matches siegreich zu gestalten“, erzählt er nach dem gewonnenen Finale gegen den 16 Jahre älteren Italiener Paolo Lorenzi am Sonntagabend.
„Dann kam die Niederlage in der Qualifikation und ich war total enttäuscht. Die Dinge können sich aber so schnell ändern und jetzt bin ich hier. Das wichtigste ist einfach hart zu arbeiten.“
Rublev kämpfte sich als lucky loser mit Siegen über den Argentinischen Routinier Carlos Berlocq, den Slowaken Andrej Martin, den an Nummer drei gesetzten Italiener Fabio Foginini und Lokalmatador Ivan Dodig schließlich bis ins Finale. Ein Kunststück, welches nur sieben Spielern vor ihm in der Open Era gelang.
Base in Spanien
Für den jungen Russen, der an der 4Slam Academy in Barcelona trainiert und die meiste Zeit vom ehemaligen Spanischen Profi Fernando Vicente auf der Tour begleitet wird, ist das nur ein Fakt.
„Es ist schön der Jüngste zu sein aber es gibt viele Spieler meines Alters, die mehr Matches oder Turniere gewinnen als ich. Dies ist also nichts Besonderes“, entgegnet er.
Er setzt sich auch keine besonderen Ziele in der Weltrangliste. So ist es für ihn auch nicht von besonderen Interesse, der nun jüngste Spieler in den Top 50 zu sein.
„Ich setze mir normalerweise keine Rankingziele. Ich mag es nicht Dinge zu planen, die letztlich nicht erfüllt werden. Es ist einfacher immer sein Bestes zu geben und dann zu schauen was passiert.“
Obwohl Rublev auf dem Platz gerne auch die eine oder andere seiner durchaus vorhandenen Emotionen freien Lauf lässt, bleibt es außerhalb des Courts schwer die Fassade des Blondschopfes zu durchdringen.
Ob er durch seinen inzwischen über einjährigen Aufenthalt auf der Iberischen Halbinsel Spanisch gelernt hat, wollte ich gerne von ihm nach seinen Halbfinalsieg wissen.
„Ich spreche nicht wirklich gut. Ich versuche es zu lernen, aber ehrlicherweise bin ich nicht gut“, erzählt er trocken, gefolgt von einem kleinen Lächeln.
Dass sich der gebürtige Moskowiter aber durchaus über seinen Erfolg in Kroatien freuen kann, kommt schließlich doch noch zum Tragen.
„Natürlich ist es schön ein ATP Turnier zu gewinnen. Kein Vergleich mit einem Sieg auf Challenger-Ebene. Das ist schon ein unglaubliches Erlebnis und ich werde auch erstmal Zeit brauchen, um das Ganze sacken zu lassen.“
Vieles spricht dafür, dass dieser Titel nicht sein letzter gewesen sein wird. Es wird also noch weitere Gelegenheiten geben mehr über den Jungen in Zukunft herauszufinden.