Fernando Verdasco und der harte Weg zurück

Fernando Verdasco (photo: Brigitte Urban)

International Blog – Florian Heer

ATP-Challenger-Turniere gelten allgemein als Sprungbrett für Nachwuchsstars der Tennisszene. Manchmal müssen aber auch die Veteranen der Tour den „harten Weg“ bestreiten. Oft durch Verletzungen gebeutelt und im Ranking zurückgeworfen, versucht sich dann manch ehemaliger Top-10 Spieler über den Unterbau wieder Plätze in den höheren Sphären der Weltrangliste zu erobern.

Andy Murray gilt als eines der jüngeren Beispiele für solch einen Fall. Ausgestattet mit Wild Cards, zuerst auf der Challenger-Tour, dann auf ATP-Ebene, begeistert der zweimalige Wimbledonsieger inzwischen wieder auf der großen Bühne das Tennispublikum.

Verdasco mit Comeback

Auch Fernando Verdasco, im April 2009 noch die Nummer 7 der Welt, ist nach überstandener Verletzungspause wieder zurück im Tenniszirkus. Beim Tenerife Challenger ist der 37-jährige Spanier an Nummer 3 gesetzt.

„Ich freue mich sehr hier zu sein“, verriet Verdasco nach einer ersten Trainingssession vergangenes Wochenende mit seinem ehemaligen Doppelpartner und hiesigen Turnierdirektor David Marrero im Vorfeld des Events.

„Ich versuche nach einer schwierigen Zeit wieder in Form zu kommen. Ich hatte in weniger als einem Jahr zwei Operationen, eine am Ellbogen und eine am Knie, und konnte aufgrund der Pandemie nicht spielen. Ich musste mich neu sortieren und mich neuen Herausforderungen in meinem Leben und in meiner Karriere stellen. Ich weiß, dass ich schon viel erreicht habe, aber meine Liebe zum Tennis ist immer noch groß und ich möchte mir Zeit geben, wieder konkurrenzfähig zu sein, wieder in die Top 100 der ATP zu kommen und wieder Turniere auf der ATP-Tour zu spielen. Natürlich werde ich nicht der von 2009 oder 2010 sein, aber ich werde nicht aufgeben.“

Warten auf den Erfolg

Verdasco ist bei 18 angetretenen Turnieren in dieser Saison 13-mal nicht über die erste Runde hinausgekommen. Der siebenfache ATP-Tour-Champion ist auf der Suche nach seiner Form. Die Passion für den Sport ist dabei jedenfalls nicht verloren gegangen.

„Tennis ist immer noch mein Leben. Jetzt habe ich eine Familie, neue Verantwortungen, aber wenn ich die Veränderungen auf und neben dem Court akzeptiere, werde ich nie aufhören zu kämpfen. Es ist eine große Herausforderung, ich muss mich sehr jungen Spielern stellen, die eines Tages die Spitzenplätze der Weltrangliste erreichen werden. Es ist kein kurzes Rennen, sondern ein Marathon und ich gebe Tag für Tag alles, um wieder an die Spitze zu kommen.“

Verdasco und die Challenger-Tour

Zwar tritt Verdasco auf der größten Kanareninsel mit einer Wild-Card an, doch scheint die Unterstützung bei größeren Turnieren oft auszubleiben.

„Feliciano Lopez und ich fragen Wild Cards an, aber erhalten keine. Ich bin kein ehemaliger Grand-Slam-Champion und war auch nicht die Nummer 1 der Welt, wie es bei Andy Murray der Fall ist. Daher müssen wir Challenger-Turniere spielen und versuchen so viele Matches wie möglich zu gewinnen,“ konstatierte der Madrilene nach seinem Auftakterfolg gegen Gian Marco Moroni am Dienstag.


Sein letzter Titelgewinn auf der Challenger-Tour liegt zwei Dekaden zurück. Im Jahre 2007 konnte Verdasco in Segovia die Trophäe in die Luft stemmen. Wie hat sich die Landschaft in der „zweiten Liga des Tennis“ in dieser Zeit verändert?

„Glücklicherweise habe ich damals den Sprung auf die ATP-Tour recht schnell geschafft, daher habe ich nicht viel Zeit auf der Challenger-Tour verbracht und auch nur ein Turnier gewonnen“, erklärt Verdasco. „Aber Challenger waren und sind harte Turniere. Du triffst auch hier auf Spieler, die bei 250-Events oder bei Grand Slams auftreten. Diese sind hungrig, hoch motiviert und kämpfen enorm, da sie möglichst viele Punkte sammeln möchten, um im Ranking schnell nach oben zu kommen. Es geht teilweise ganz schön heiß her“, schmunzelt der Linkshänder.

„Das Niveau ist ähnlich. Ich sehe hier keinen großen Unterschied. Manchmal ist es vielleicht sogar schwieriger bei Challenger-Turnieren anzutreten. Es gibt keine technischen Hilfsmittel, weniger Linienrichter, alles ist einfacher. Es ist auch eine mentale Herausforderung.“

Wohlfühlfaktor und Heimvorteil

Das Turnier in Teneriffa ist jedoch eines bei dem sich Verdasco extrem wohlfühlt. „Nicht alle Challenger sind angenehm zu spielen. Hier ist es aber fantastisch. Die Anlage und das Wetter sind perfekt“, gibt der Weltranglisten 165. beim Interview unter Palmen am Fuße des Teide in der Abama Tennis Academy zu Protokoll.

Vielleicht sind es auch die richtigen Rahmenbedingungen, um dem Comeback-Versuch den entscheidenden Impuls zu geben. Der Anfang scheint gemacht zu sein und vielleicht endet die Woche mit einer weiteren Trophäe in der großen Sammlung des Fernando Verdasco.