International Blog – Florian Heer
Der serbische Teenager Hamad Medjedovic hat in der vergangenen Woche bei den Danube Upper Austria Open powered by SKE in Mauthausen seinen dritten Titel auf der ATP-Challenger-Tour gewonnen. Der 19-jährige Nachwuchsstar, der bereits in diesem Jahr beim Turnier im ungarischen Szekesfehervar erfolgreich war, trotzte dabei den schwierigen äußeren Bedingungen und verhinderte ein mögliches Traumfinale.
Thiem scheitert im Halbfinale
Als Medjedovic am Samstagnachmittag vor ausverkauften Rängen den an Nummer 1-gesetzten Dominic Thiem mit einem 7:6(3), 6:2 aus dem Turnier kegelte stand fest, dass es zu keinem rein-österreichischen Endspiel auf der Anlage Danubis in Mauthausen kommen würde. Zuvor machte Filip Misolic seinen Einzug in das Finale durch einen Zweisatzerfolg über seinen Landsmann Sebastian Ofner klar.
„Es war eine schlechte Leistung heute, damit ist eigentlich alles gesagt“, gab Thiem im Anschluss an seine Niederlage zu Protokoll. „Ich bin nie wirklich ins Spiel gekommen und hatte nie das Gefühl, dass ich die Ballwechsel unter Kontrolle habe. Vom Ergebnis her ist es überraschend, aber ich habe es nicht geschafft, dass ich mich da rausziehe. Je länger das Match gedauert hat, umso schlechter ist das Gefühl geworden. Er hat heute super aufgeschlagen und druckvoll gespielt, mir einfach keinen Rhythmus gegeben – das war in den anderen Spielen anders. Ich würde da jetzt aber nicht zu viel reininterpretieren, solche Tage gehören dazu. Wenn ich nächste Woche wieder anders auftrete, dann passt das. Ich sehe meine Leistung im Training, da bin ich auf einem sehr guten Weg.“
Medjedovic triumphiert am Marathon-Sonntag
Während Thiem sich bereits auf die Reise zu den in dieser Woche stattfindenden BNP Paribas Primrose ATP-Challenger 175 nach Bordeaux machte, setzte Medjedovic seinen Erfolgslauf in Oberösterreich fort. Die Nummer 214 der Weltrangliste bezwang Misolic nach zweieinhalb Stunden Spielzeit mit 6:2, 6:7(5), 6:4. Insgesamt dauerte der Wochenhöhepunkt aufgrund immer wieder einsetzenden Regens jedoch knapp sechs Stunden. Bereits nach dem ersten Spiel musste die Partie für längere Zeit unterbrochen werden. Gleiches ereignete sich im letzten Satz als Medjedovic zum Turniergewinn servierte.
Servus 🇦🇹 Mauthausen 👋
At least I could watch one game of the singles final before … 🌧🌧🌧 🙈#TravelTheTour #Getaroof pic.twitter.com/YzfAJJarkj
— Florian Heer (@Florian_Heer) May 14, 2023
„Ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben, es ist einfach unglaublich“, gab sich Medjedovic überglücklich. 16.020 Euro Preisgeld und wertvolle 100 ATP-Weltranglistenpunkte gab es als Lohn. „Der Sieg gegen Dominic gestern war schon ein großes Highlight, aber der Turniererfolg heute bedeutet mir alles. Es war ein langer Weg mit den zwei Regenunterbrechungen. Beim Stand von 5:2 wusste ich nicht, wie ich das erfolgreich zu Ende bringen sollte. Die Bedingungen waren für mich nicht einfach, es war rutschig und der Regen hat mir zugesetzt. Filip hat sich noch einmal zurückgekämpft und mir das Leben mit fünf Breakbällen schwer gemacht – auf meinen Aufschlag und meine Vorhand war jedoch Verlass. Ich bin überglücklich, dass es dann noch geklappt hat.“
Misolic verpasst dritten Challenger-Erfolg
Misolic, beim mit 118.000 Euro dotierten Sandplatzturnier an Nummer 5 gesetzt, hätte ebenfalls seinen bereits dritten Triumph auf Challenger-Ebene feiern können.
„Heute war alles dabei. Es war für uns Spieler richtig schwer“, erklärte der 21-jährige im Anschluss. „Die Bedingungen und die langen Wartepausen haben es für uns nicht leicht gemacht. Ich war im ganzen Match unter Druck und habe kaum ein Rezept gefunden. Dass ich nach dem abgewehrten Matchball bei 2:5 noch einmal so zurückgekommen bin, macht mich richtig stolz. Bitter, dass ich meine Breakchancen im letzten Game nicht nützen konnte. Es war von mir aber ein super Turnier, da kann ich einiges mitnehmen. Die Organisation war top, die Zuschauer unglaublich und das Gefühl wieder einmalig.“ Misolic wird nun eine kurze Pause einlegen und dann den Fokus auf die nahende Qualifikation für die French Open in Paris legen.
Enormer Fanzuspruch und positive Turnierbilanz
Die Veranstalter zogen trotz der widrigen Umstände ein positives Wochenresümee und hatten wahrscheinlich auch einen großen Anteil daran, dass das Finale noch am Sonntag enden konnte. Den Court während der Regenpausen durch tatkräftige Unterstützung der Helfer mit provisorisch erstellten Planen abzudecken erwies sich als cleverer Schachzug und ist auf dieser Ebene internationaler Sandplatzturniere eher selten zu sehen.
„Trotz des mäßigen Wetters während der Turnierwoche haben wir eine tolle Kulisse geboten“, bilanzierte Turnierdirektor Florian Leitgeb. Insgesamt besuchten rund 4.800 Zuschauer das Event in der Marktgemeinde Mauthausen, die selbst nur circa 5.000 Einwohner zählt.
„Durch den Deal mit Dominic haben wir für die Fans ein Erlebnis geschaffen, das in Österreich auf dieser Ebene eher unüblich ist. Man muss den Fans danken. Seit Dienstag hatten wir jeden Tag ein volles Haus und eine unglaubliche Stimmung. Die Leute sind bei Regen teilweise den ganzen Tag auf der Tribüne gesessen, haben sich aber die Laune nicht verderben lassen – das sind die echten Tennisfans in Österreich. Sie wollten Spitzen-Tennis sehen, erleben und spüren. Das haben wir ihnen auch heuer wieder auf einem sehr hohen Niveau ermöglicht.“
Nach der zweiten Auflage der Danube Upper Austria Open powered by SKE wird in Kürze bereits der Fokus auf das Jahr 2024 gerichtet werden. Das Event soll in Mauthausen ein fixer Bestandteil des ATP-Challenger-Turnierkalenders bleiben und sich langfristig in Oberösterreich etablieren. „Die Turnierwoche war einmal mehr ein voller Erfolg und hat unsere Intention unterstrichen. Wir hatten vier Österreicher im Viertelfinale, drei im Halbfinale und mit Hamad einen würdigen Sieger“, erklärte Leitgeb.
„Man hat gesehen, dass viele coole internationale Jungs nachkommen und auf der ATP-Tour bald zu sehen sein werden. Unseren Spielern wollen wir mit diesen Turnieren helfen, im eigenen Land und vor eigenen Fans zu spielen. Jeder Tag war ausverkauft, das heißt, man kann sagen, es war für die Spieler wie ein kleiner Davis-Cup.“