Rwanda Challenger: Die ATP ist zurück in Subsahara-Afrika

Ernest Habiyambere (photo: Rwanda Tennis Federation)

International Blog – Florian Heer

Mit einem bedeutenden Schritt, der Ruandas wachsende Präsenz auf der globalen Sportbühne unterstreicht, findet in diesen Tagen das erste ATP-Challenger-Tour-Event des Landes in Kigali statt. Vom 24. Februar bis 10. März sind viele Augen auf die Sandplätze des Kicukiro Ecology Tennis Club gerichtet, wo sich die Tenniscracks des Challenger-Circuits für diesen historischen Wettbewerb versammelt haben. Es ist ein Meilenstein, der nicht nur Ruandas Engagement für die Förderung des Sports und des Tourismus bekräftigt, sondern das Event bietet auch eine besondere Gelegenheit für Tennisfans vor Ort, erstklassige Matches hautnah zu erleben.

Expertise aus Frankreich

Arzel Mevellec, Turnierdirektor der traditionsreichen „Open de Quimper“ in Frankreich, und sein Team bestehend aus Beatrice Rolland und Luka Arhan hatten die Idee zu dieser Veranstaltung und wurden von der ATP ausgewählt, das zweiwöchige Challenger 50-Event in Kigali zu organisieren.

“Das zeigt, dass in Quimper Knowhow vorhanden ist. Wir haben dort als einfacher Tennisclub begonnen und sind ganz oben in der Challenger-Turnierserie angekommen. Allerdings mussten Sie uns für verrückt gehalten haben, als sie hörten, dass wir nach Ruanda, mitten in Afrika, gehen, um dort ein professionelles Turnier zu veranstalten”, erklärte Mevellec vor Turnierbeginn im ostafrikanischen Binnenstaat.

Kigali – Hauptstadt Ruandas

Kigali, die Hauptstadt und größte Stadt Ruandas mit etwa 1,7 Millionen Einwohnern, gilt als eine lebendige und sich rasch entwickelnde Metropole im Herzen des afrikanischen Kontinents. Sie liegt im zentralen Teil Ruandas und ist nicht nur politisches und wirtschaftliches Zentrum des Landes, sondern auch ein kultureller Knotenpunkt.

Trotz der tragischen Geschichte, die durch den Völkermord an den Tutsi im Jahr 1994 geprägt ist, hat sich Kigali als Symbol für Widerstandsfähigkeit und Fortschritt herausgestellt. Heute steht die Stadt mit ihrer modernen Infrastruktur und freundlichen Atmosphäre als Zeugnis für die bemerkenswerte Transformation Ruandas.

Eine der prägenden Eigenschaften Kigalis ist die atemberaubende natürliche Umgebung. Die Stadt liegt eingebettet zwischen üppigen Hügeln und grünen Landschaften. Besucher können von hier aus einem Ausflug in den Nyungwe Forest Nationalpark starten, Heimat einer vielfältigen Tierwelt und interessanter Wanderwege, oder eine malerische Fahrt zu den Ufern des Kivu-Sees unternehmen.

Challenger-Tour zurück in der Subsahara-Region

Das internationale Turnier bietet Ruanda eine große Chance die Attraktivität des Landes aufzuzeigen, birgt jedoch auch seine eigenen Herausforderungen. Obwohl Kigali bereits 2023 ein ITF-World-Tennis-Tour M25-Event ausrichtete, das vom Franzosen Corentin Denolly gewonnen wurde, betritt man mit der Ausrichtung eines Challenger-Turniers Neuland.

Afrika ist weitestgehend ein weißer Fleck auf der globalen Tennislandkarte. Die aktuell beiden größten professionellen Turniere sind das ATP 250-Event Grand Prix Hassan II in Marrakesch, Marokko, und die Jasmin Open WTA 250-Turnier in Monastir, Tunesien. Sieht man einmal von Südafrika ab stellt das Rwanda Challenger das erste Event auf diesem Niveau seit 1990 dar, welches in der Subsahara-Region ausgetragen wird. Damals machte der Wanderzirkus im kenianischen Nairobi Station.

“Arzel hat mich kontaktiert und gefragt, ob die ATP an einer Challenger-Tour-Veranstaltungen in Ruanda interessiert ist. Die ATP hat sofort die Gelegenheit ergriffen und hier sind wir”, sagte Eric Lamquet, Direktor der ATP Challenger Tour, kurz vor Turnierbeginn.

“Mit der Gedenkfeier zum 30. Jahrestag des Völkermords ist es ein entscheidendes Jahr für Ruanda, wenn auch aus sehr traurigen Gründen. Aber Ruanda hat sich zu einem Leuchtfeuer für Frieden und Stabilität sowie ein Bindeglied anderer afrikanischer Nationen entwickelt. Es ist auch ein wirtschaftlicher Motor“, konstatierte Lamquet.

“Die Spieler können eine sehr gute Organisation, ein herzliches Willkommen der Ruander und eine ausgezeichnete Servicequalität erwarten. Die Fans können zudem zwei Wochen lang erstklassiges Tennis in Kigali genießen.”

Habiyambere schreibt Geschichte

Zu einem besonderen Highlight aus Sicht der Zuschauer kam es dann auch bereits am Montag mit dem Auftritt von Ernest Habiyambere. Der 24-jährige avancierte zum ersten Spieler Ruandas, der in einem ATP-Challenger-Hauptfeld stand. Habiyambere, ohne Weltranglistenpunkt ins Feld gegangen, verlor in der ersten Runde gegen den Weltranglisten-236. Daniel Cukierman aus Israel mit 1-6, 6-7(7) nach einem harten Kampf, der immerhin eine Stunde und 53 Minuten dauerte.

“Solche Dinge passieren im Sport und ich sehe es schon als sehr positiv an meinen Gegner so weit zu bringen, wie ich es getan habe”, wurde Habiyambere im Anschluss an die Partie zitiert.

“Das sind professionelle Tennisspieler und ehrlich gesagt, fühle ich mich nicht wie ein Verlierer. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung, es ist eine gute Erfahrung, auf diesem Niveau zu spielen.”

Vielleicht ergibt sich in der kommenden Woche eine weitere Chance. Die Tour wird auf jeden Fall noch für weitere Tage in Kigali verweilen.