International Blog – Marc Raffel
Vom 21.04.-28.04.24 findet die Jubiläumsausgabe des ITF World Tennis Tour Events Kirschbaum International im Meerbuscher TeReMeer statt. Wir hatten Gelegenheit uns ein paar Tage vorher mit Veranstalter Marc Raffel über das Event und den aktuellen Zustand des Deutschen Spitzentennis zu unterhalten.
R: Marc, 20 Jahre ITF World Tennis Tour im Rhein Kreis Neuss. Woran erinnerst Du Dich am meisten?
MR: Das Premierenjahr in 2005 war gleich ein Hammer. Der Finalist Evgeny Korolev startete seine Weltkarriere im Rhein Kreis Neuss und erinnert sich gerne zurück. Die Veranstaltung hat vor allem unseren Deutschen Profis wie Philipp Petzschner, Daniel Altmaier, Mischa Zverev, Oscar Otte oder Maximilian Marterer ein tolles Sprungbrett in die Weltklasse bereitet. Aber auch Internationale Namen wie Milos Raonic (CAN), Nikoloz Basilashvili (GEO), Igor Sijsling oder Botic van de Zandschulp (beide NED) begeisterten die Zuschauer im Rhein Kreis Neuss. Zwischen 2009 und 2015 fand die Veranstaltung als sogenanntes „Combined Event“ mit Damen & Herren statt. Es war eine rauschende Tenniszeit, ich weiß gar nicht mehr so genau wie wir das organisatorisch stemmen konnten (lacht).
R: Seit dem Jahr 2020 finden die Kirschbaum International nun im Meerbuscher TeReMeer statt. Was hat sich seit dem geändert?
MR: Der Bodenbelag (lacht), denn in den Jahren 2005 bis 2019 spielten wir in der Kaarster Tespo, dann kam der Umzug, weil wir Betreiber des Meerbuscher TeReMeer wurden. Die Kirschbaum International sind seit dem eine Freiluftveranstaltung und ein optimaler Start in die Sommer Tennissaison.
R: Worauf können sich die Tennisfans der Region in diesem Jahr besonders freuen?
MR: Dass Sie vom 21.04.-26.04.24 freien Eintritt haben! Nur am Finalwochenende kostet ein Ticket 10, reduziert 5 Euro. Wir haben uns dazu entschlossen, damit sich mehr Tennisspieler und Fans wieder angesprochen fühlen Spitzentennis zu besuchen. Vor allem sprechen wir auch Tennistrainer und Tennislehrer an, live Ihren Sport und ihren Arbeitsplatz verfolgen und analysieren zu können. Leider ist die Kluft zwischen Tennisbreiten- u. Vereinssport auf der einen Seite und Tennisspitzen- u. Turniersport auf der anderen Seite größer geworden, das erklärt auch die eher bescheidene Präsenz unserer Deutschen Spitzenspieler auf den internationalen Siegertreppchen und den qualitativ schwachen Deutschen Tennisnachwuchs. Ja, es gibt sicherlich immer wieder Lichtblicke, aber diese sind einfach zu selten und flüchtig.
R: Welche Deutschen Cracks sind denn bei den Kirschbaum International am Start?
MR: Vor allem Max Rehberg (ATP Nr. 490) der kürzlich noch bei den BMW Open in München aufgeschlagen hat und der sympathische Dauergast Louis Wessels (ATP Nr. 367) sind hier zu nennen, beide im übrigen mit tollen Leistungen im letzten August hier im TeReMeer beim ATP Challenger! Des Weiteren ist die Nr. 1 des Turniers, Tim Handel, zu nennen (ATP Nr. 363) sowie die hochtalentierten Nachwuchsspieler vom Bundesligisten TC-Bredeney Tom Gentzsch und Adrian Oetzbach. Interessant sind auch die Meldungen des Deutschen Tennisbundes Liam Gavrielides und Yannick Kelm. Besonders gespannt bin ich jedoch auch auf den amtierenden Junioren Wimbledon Sieger Jakub Filip (CZE). Wir können Stolz auf diesen Gast sein!
R: Du erwähntest soeben die bescheidene Präsenz Deutscher Cracks auf der ATP tour und auf den Siege
MR: Wir Tennisspieler müssen endlich wieder beginnen sich nicht nur für uns selber zu interessieren sondern den Nachwuchs und die Leistungsbereiten zu unterstützen und zu fördern. Und das fängt im eigenen Tennisverein an, wo viel zu oft „Kirchturmdenken“ dominiert. Wir müssen wieder lernen Einsatz & Leistung zu honorieren und denen zu applaudieren, die riskieren und wirklich Gas geben. Ich wundere mich über angebliche Tennisspieler, die lieber ihre zehnte Wochenstunde Tennis spielen oder ihre Bildschirmzeit steigern, als mal wieder Spitzentennis zu besuchen und zu erleben. Eine Stunde Spitzentennis live verfolgen bringt mehr als zehn Trainerstunden, im übrigen auch für Trainer! Ebenso ist es wichtig eine attraktive Turnierstruktur für junge Deutsche Tennisprofis bereit zu halten. Hier sind wir in Deutschland leider auf einer der hintersten Plätze trotz vieler Lippenbekenntnisse.
Eigentlich müssten nach den Kirschbaum International unmittelbar im Land weitere ITF Turniere für Herren angeboten werden. Fehlanzeige! Sollte sich hier nicht schnell etwas verändern, werden es Deutschlands Spitzenspieler noch schwerer haben den Anschluss zu behalten. Und schließlich haben wir in Deutschland ein Kompetenzproblem in Sachen Training. Übrigens bei Damen und Herren gleichermaßen.
Das ewige Hin und Herr und die Undurchsichtigkeit von Privat-, Kreis-, Vereins-, Bezirks-, Verbands- und DTB Training bzw. Förderung lähmt eher als das es fördert. Es gibt leider mehr Gremien, Ausschüsse oder Vorstände mit teils sich überschneidenden Kompetenzen als entschlossene Nachwuchs- u. Spitzenspieler. Hier muss dringend eine ausgewogene, harmonische und klare Struktur her.
R: Jetzt liegen 20 Jahre ITF World Tennis Tour im Rhein Kreis Neuss hinter uns. Was liegt noch vor uns?
MR: Hoffentlich noch ein langes Leben (lacht). Ich bin nach wie vor sehr motiviert diese Art von Turnieren durchzuführen, wenn alle mitziehen. So ein Weltranglisten Tennisturnier benötigt, Gönner, Sponsoren und Partner und vor allem überzeugte Gastgeber und Fans. Ich kämpfe für ein gutes Standing des Sports und Spitzensports in unserem Land und für das öffentliche Interesse dafür. Also, ein Hoch auf die kommenden Jahre!
R: Vielen Dank für das Gespräch Marc.