Keine Frage – die Augen der Tenniswelt sind zurzeit auf Melbourne gerichtet, wo die Saison 2017 mit dem ersten Grand Slam Turnier des Jahres richtig Fahrt aufnimmt. Jedoch lohnt sich auch immer wieder ein Blick über den Tellerrand hinaus. In diesem Fall auf die unterste Ebene der internationalen Tenniswettbewerbe, dem ITF Pro Circuit. Im Schatten der Australian Open finden hier traditionell zu Beginn eines neuen Tennisjahres mehrere Turniere in Deutschland statt.
Eines davon ist das mit $15,000 Preisgeld dotierte Herrenturnier im beschaulichen Schwieberdingen, einer 12,000 Einwohner Gemeinde unweit von Stuttgart. Das Turnier findet auf einem heutzutage rar gewordenen Teppich Belag statt und besticht durch seine familiäre Atmosphäre. Ich begleite das Turnier schon seit mehreren Jahren und komme immer wieder gerne hierher zurück. Auch aus Sicht der Berichterstattung läuft hier alles anders ab als in den großen Pressezentren der ATP, WTA oder Grand Slam Events. Niedergelassen im hauseigenen Café der Tennishalle mit Blick auf die drei Plätze und lediglich getrennt durch eine Glasscheibe, verfolge ich die Matches. Keine Presskonferenzen, keine TV-Screens, teilweise noch nicht einmal Anzeigetafeln mit den aktuellen Spielständen. Es ist die Ebene, wo Profitennis beginnt.
Während bei den großen Turnieren, den Journalisten alle erdenklichen Statistiken in netten Handouts zur Verfügung stehen und bereits schon wenige Minuten nach den abgehaltenen Pressekonferenzen das Gesagte online abgerufen werden kann, ist hier alles noch ziemliche Handarbeit. Und dies ist keinesfalls negativ gemeint. Ich betrachte es als eine Art Fortbildung, da man sich die ganzen Informationen über Spieler, die einem nicht immer geläufig sind, noch selbst beschaffen muss. Man lernt dabei einiges über die Männer und Frauen in der zweiten oder dritten Reihe des internationalen Tenniszirkus. Es ist eine Turnierberichterstattung in „Echtzeit“ ohne Wiederholungen und großer Menge an Datenerfassung.
Dies macht es spannend und wird bestimmt dazu führen, dass ich auch in dieser Saison noch auf einigen Turniere der ITF Future Kategorie unterwegs sein werden. Ach ja, der erste Champion, dem ich dieses Jahr gratulieren durfte heißt Evgeny Karlovskiy. Es werden hoffentlich noch einige folgen.