Mischa Zverev Und Die Renaissance Des Volleyspiels

Blog – Tobias Huber

Die Zverev-Brüder sorgen weiter für Schlagzeilen. Am dritten Tag der Australian Open gelang Mischa zum zweiten Mal in seiner Karriere der Einzug in die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers (davor 2008 in Wimbledon).„Ich habe zwar auch schon höher eingestufte Spieler geschlagen, doch dieser Sieg ist der größte in meiner Karriere“, sagte Zverev. Gegen den Aufschlagriesen John Isner lag er bereits mit 0:2-Sätzen hinten, ehe er die Partie noch auf dramatische Weise drehte. „Das habe ich noch nie geschafft“, freute sich Zverev.

Dabei musste er im vierten Satz das bittere Break zum 2:4 schlucken. Doch der deutlich ältere der beiden Brüder gab nicht auf, holte sich das sofortige Rebreak und wehrte im Tiebreak einen Matchball ab. Auch im Decider behielt er die Nerven. Obwohl Isner drei Matchbälle, darunter einen mit einem äußerst glücklichen Netzroller, abwehren konnte, blieb Zverev ruhig.

„Meine Mutter hat die ganze Zeit gelächelt. Zudem habe ich gesehen, dass Isner physische Probleme hat“, berichtete der 29-Jährige. Seinen vierten Matchball nutzte Zverev, der nun auf den Tunesier Malek Jaziri trifft. Im Achtelfinale könnte die aktuelle Nummer eins der Welt Andy Murray warten.

„Damit beschäftige ich mich überhaupt nicht. Ich genieße den Augenblick“, sagte Zverev, der seit gut einem halben Jahr einen rasanten Aufstieg hingelegt hat. „Es hilft mir sehr, dass mein Bruder Sascha immer besser wird. So konnte ich auch mein Niveau steigern“, berichtete die Nummer 50 der Welt.

Ein besonderes Kompliment kam vom Gegner. „Ich weiß momentan keinen Spieler auf der Tour, der bessere Volleys spielt“, lobte Isner, der die beiden Vergleiche zuvor jeweils ohne Satzverlust gewonnen hatte.

Kerber Gewinnt Deutsch-Deutsches Duell

Dies grandiose Comeback überstrahlte sogar fast den Erfolg von Tennis-Königin Angie Kerber. Diese hatte zuvor an ihrem 29. Geburtstag ihre junge Landsfrau Carina Witthöft (WTA-Ranking 89) ausgeschaltet.

Allerdings musste Kerber dabei wie schon in der ersten Runde über die volle Distanz gehen. Grund dafür war ein schwacher zweiter Satz. “Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass sie sich nicht so richtig wohlgefühlt hat”, meinte Witthöft.

Sie konnte daraus jedoch kein Kapital schlagen, obwohl die 21-Jährige das erste Spiel des dritten Satzes bei Aufschlag ihrer Gegnerin zu Null gewann. “Dann hat sich der Kopf gemeldet”, teilte Witthöft mit. Angesichts der möglichen Sensation verkrampfte sie. So konnte Kerber beim Geburtstagsständchen des Publikums wieder strahlen. “Unter dem Strich zählt nur der Sieg”, meinte die 29-Jährige.

Ebenfalls in der dritten Runde steht überraschend Mona Barthel. Sie setzte sich gegen Olympiasiegerin Monica Puig durch (6:4, 6:4). “Nach meiner langen Krankheit im letzten Jahr fühle ich mich wieder in einem sehr guten körperlichen Zustand und genieße jedes Match”, so Barthel, die den langen Weg durch die Qualifikation hatte nehmen müssen.

Weniger gut lief es für Julia Görges, die an Jelena Jankovic scheiterte (3:6, 4:6). “Ich habe zu spät ins Match gefunden. Zudem ist mein Aufschlag nicht so gekommen, wie ich es mir gewünscht hätte”, bedauerte die Spielerin aus Bad Oldesloe.

Eine ihrer nächsten Aufgaben wird der Fed-Cup (11./12.2.) sein. “Da ich in Dubai und Doha sowieso nicht ins Hauptfeld kommen kann, ist die lange Anreise kein Problem. Ich freue mich darauf”, meinte Görges, die mit ihrem DTB-Team in den USA auf Hawaii gastiert.