International Blog – Florian Heer
Angelique Kerber hat mit dem Finalsieg über Serena Williams bekanntlich ihren ersten Triumph in Wimbledon feiern können. Einen weiteren kleinen Erfolg gab es für beide Ladies nun im Nachhinein obendrein.
Zum ersten Mal seit 13 Jahren haben in der Spitze mehr TV-Zuschauer des britischen Senders BBC das Frauen-Finale des bekanntesten Tennisturniers der Welt verfolgt als das Endspiel der Männer am kommenden Tag.
In der Spitze verfolgten am 14. Juli 4,6 Millionen Zuseher das Match zwischen Kerber und Williams. Zum Sieg von Novak Djokovic über Kevin Anderson versammelten sich 4,5 Millionen Menschen vor den Bildschirmen.
“For the first time in 13 years, more television viewers watched the women’s singles final at Wimbledon this month on the BBC than the men’s” #VisibilityMatters https://t.co/Q5hxEKPFN1
— Women’s Sport Trust (@WomenSportTrust) 26. Juli 2018
Gestiegenes Tennis-Interesse in Deutschland
Der Deutsche Tennis Bund (DTB) hatte zudem bereits vor einer Woche von einem deutlich gestiegenen Tennis-Interesse in Deutschland durch den Kerber-Triumph berichtet. Zwei Tage nach dem historischen Sieg der 30-jährigen auf dem heiligen Rasen des All England Clubs, dem ersten schwarz-rot-goldenen Titelgewinn im Südwesten Londons seit 22 Jahren, befragte das Marktforschungsunternehmen Nielsen Sports im Auftrag des DTB eine repräsentative Gruppe der Bevölkerung zu ihrem Interesse am Tennis.
Das Ergebnis der mehrtägigen Studien konnte sich durchaus sehen lassen. Knapp jeder Zehnte der Befragten – bei einer Grundgesamtheit von rund 70 Millionen Bundesbürgern insgesamt 6,3 Millionen Menschen – gab an: Durch Kerbers Titelgewinn sowie den überraschenden Einzug von Julia Görges in das Halbfinale, habe sich ihr Interesse am Tennissport erhöht.
„Die Zahlen belegen, dass unser Tennissport nach wie vor über ein riesiges Potenzial verfügt. Sechs Millionen Menschen, die sich nach dem grandiosen Wimbledon-Turnier nun stärker oder neu für Tennis interessieren, sind für uns eine interessante und wichtige Zielgruppe. Wir haben die Aufgabe, diese Fans mit unseren bestehenden und auch mit neuen Angeboten zu erreichen,” bewertete DTB-Präsident Ulrich Klaus das Ergebnis.
Live-Übertragung im Free-TV
Mehr als 2 Millionen sahen das Finale im ZDF, das kurzfristig in die Berichterstattung einstieg. Pascal Schulte, Vice President Sales Operations & Account Management bei Nielsen Sports erklärte hierzu: „Gemessen an den Rahmenbedingungen ist die Reichweite als Erfolg einzuordnen. Das ZDF hatte nicht einmal zwei Tage Zeit, um die Übertragung des Wimbledon-Endspiels publik zu machen. Parallel lief in der ARD das Spiel um Platz drei der
Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Belgien und England – eine enorme Konkurrenz. Und: Durch die Fortsetzung des zweiten Herren-Halbfinals starteten Kerber und Williams mit rund zweistündiger Verspätung.”
Dass über 8 Millionen Zuschauer – entsprechend einem Marktanteil von über 50 Prozent – das vorletzte Spiel der Fußball-WM in Russland ohne deutsche Beteiligung verfolgten verdeutlicht allerdings erneut, wie groß die Lücke anderer Sportarten gegenüber dem “König-Fußball” doch noch ist.