Cordenons, Portoroz, L’Aquila – ein italienisch-slowenischer Road-Trip

Campo Centrale Cordenons

International Blog – Florian Heer

Mitte August. Ferien, Sommer, Sonne und damit der ideale Zeitpunkt die zahlreich in Europa stattfindenden ATP-Challenger-Turniere zu besuchen. Während die absoluten Top-Stars im internationalen Herrentennis bereits in Nordamerika auf diversen ATP-Tour-Events unterwegs sind, können die Cracks des Unterbaus noch in Europa auf Punktejagd gehen.

Drei Turniere habe ich mir ausgesucht, um im Rahmen eines italienisch-slowenischen Road-Trips für zwei Wochen Teil des Wanderzirkus zu sein.

Erste Etappe: Cordenons – Der Inbegriff des Challenger-Tour Lebens

Bereits seit 2004 findet der Acqua Dolomia Serena Wines Tennis Cup – Internazionali del FVG, wie das Turnier in diesem Jahr offiziell hieß, in Cordenons statt. Die mit knapp 20.000 Einwohnern beschauliche Gemeinde liegt in Nordost-Italien in der Region Friaul-Julisch Venetien. Die nächst größere Stadt Pordenone ist nach nur wenigen Kilometern zu erreichen und beheimatet auch eines der offiziellen Spielerhotels. Die Uhren scheinen indessen in Cordenons still zu stehen. Zwar mag die Ferienzeit im August den Eindruck bestimmt intensivieren, jedoch überwiegt generell die Ruhe sowie die weite Landschaft mit den seit Jahrhunderten unveränderten Panoramen.

Inmitten dieser zeitlosen Atmosphäre taucht die Anlage “Eurosporting” auf. Gegründet von Edi Aldo Raffin im Jahre 1978 umfasst es heute mehrere Tennis-, Squash- und Padelplätze sowie ein Fitness-und Wellnesscenter. Prunkstück ist der fest installierte Center-Court mit einer großen Aqualandschaft direkt im Schatten der steilen Rängen, die rund 2.000 Zuschauern Platz bieten. Neben dem ATP-Challenger-Turnier findet hier auch ein ITF-World-Tennis-Event der Damen statt.

Für mich repräsentiert das Turnier in Cordenons ein typisches Challenger im europäischen Sommer, fernab der Metropolen, wo sich selbst größere internationale Tennisturniere in Zeiten der Eventisierung häufig schwer tun sich gegen andere Veranstaltungen zu behaupten. Hier ist der Eintritt frei. Die Atmosphäre ist entspannt. Besucher wie auch Spieler schätzen die Möglichkeit zwischen Swimmingpool und Tennis-Courts zu pendeln. Night-Sessions unter Flutlicht runden das Erlebnis ab.

Zweite Etappe: Malerisches Portoroz an der Adriaküste

Sommer, Sonne und internationales Spitzentennis. Dafür steht der slowenische Kurort Portoroz, mit ca. 3.000 Einwohnern an der Adriaküste in Istrien gelegen, jedes Jahr für eine Woche im August, wenn sich hunderte von Touristen entlang der Promenade tummeln und die ATP-Challenger-Tour hier ihren Halt macht.

Der Tenniskomplex des lokalen Clubs mit 13 Sandplätzen und fünf Hard Courts ist nur wenige Fußschritte vom Meer entfernt. Die Players Lounge befindet sich in einer weitläufigen Outdoor-Beach-Bar mit Möglichkeiten zum Relaxen, eingesäumt von Pinien und Blick auf die See inklusive.

Neben der alltäglichen Tennisaction in oft glühender Mittagshitze finden zudem an mehreren Abenden in der Woche auch Side-Events in Form von Konzerten statt. Die in diesen Tagen auftretenden Künstler trugen die Namen Cubismo oder Jan Plestenjak und dürften – trotz vorhandenen deutschsprachigen Wikipedia-Einträgen – doch wohl eher nur den lokalen Besuchern ein fester Begriff sein.

Auch die Lokalmatadore schätzen die exzellenten Rahmenbedingungen und kommen immer wieder gerne zu dem mit 46.600 Euro dotierten Event. In jüngster Vergangenheit jedoch nur mit mäßigem Erfolg. Blaz Kavcic und Grega Zemlja lauteten die einzig beiden slowenischen Namen in der Siegerliste. In den Jahren 2013 und 2014 konnten sie vor heimischem Publikum triumphieren. Seitdem wartete man hier vergeblich auf einen weiteren Erfolg eines Local-Heroes. Durch den Sieg des Top-gesetzten Aljaz Bedene in diesem Jahr konnte die schwarze Serie durchbrochen werden.

Hier geht’s zum Podcast “Challenger Corner – Lokalhelden”

Dritte Etappe: L’Aquila – ab in die Abruzzen!

Die mittelitalienische Stadt L’Aquila ist den meisten wohl bekannt aufgrund des großen Erdbebens von 2009, welches die gesamte Region der Abruzzen erschüttert hat. Auch heute sind die Spuren der Naturkatastrophe noch allgegenwärtig. Wirft man einen ersten Blick auf die Altstadt, stechen einem sofort die unzähligen Kräne ins Auge, die immer noch Bauarbeiten an verschiedenen Gebäuden verrichten. Einzelne Geschäfte sind wieder in die zwischenzeitlich ausgestorbene Altstadt zurückgekehrt. Eine kleine Bummelbahn fährt die vorrangig italienischen Touristen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt am Fuße des Gran Sasso.

L’Aquila, Italienisch für der Adler, ist aber auch bereits zum zweiten Mal Austragungsort eines ATP-Challenger-Events. Es ist das einzige Turnier in dieser Kategorie, welches parallel zur US-Open-Qualifikation stattfindet. Organisiert wird es vom Familienunternehmen MEF-Tennis-Events, welches auch die ATP-Challenger in Francavilla-al-Mare, Perugia und Parma ausrichtet. Austragungsstätte ist der verwinkelte Circolo Tennis L’Aquila wo die Bäume des angrenzenden Parks bei heißen Temperaturen immer wieder Schatten spenden können. Ob das Turnier in L’Aquila jedoch eine Zukunft hat ist ungewiss.

Laut der Veranstalter gilt eine Neuauflage im Jahr 2020 als noch nicht sicher. Im Zuge der Neueinführung einer neuen Challenger-Kategorie 50 hat man auch andere, internationale mögliche Austragungsorte im Auge. Für mich hat sich die Reise in die Region mit einer spektakulären Naturlandschaft und dem allgegenwärtigen Apennin-Gebirgszug im Hintergrund auf alle Fälle gelohnt. Ich wäre auch in Zukunft bestimmt mal wieder dabei.

Hier geht’s zum Podcast “Challenger Corner – Im Schatten der US Open