International Blog – Florian Heer im Interview mit Marcus Slany
Einmal im Jahr wird der Markt Eckental im mittelfränkischen Landkreis Erlangen-Höchstadt Teil des internationalen Tenniszirkus, wenn im Herbst die ATP-Challenger-Tour in der 15.000 Seelen-Gemeinde Station macht. Auch in der vergangenen Woche waren wieder Spieler zwischen Platz 85 und 300 der ATP-Weltrangliste im House-of-Sports zu Gast.
Zusammen mit den Wolffkran Open in Ismaning gehört das Event zu den einzig beiden Challenger-Turnieren, die dabei noch auf Teppich ausgetragen werden. Bereits zum 23. Mal fanden die Internationalen Deutschen Hallenmeisterschaften statt, wobei die Anforderungen der ATP hinsichtlich Infrastruktur, Technik und Preisgeld Jahr für Jahr steigen, und die Organisatoren immer wieder vor neue Herausforderungen stellt.
Am Sonntag habe ich mich mit dem Turnierdirektor des Challenger Eckental, Marcus Slany, zum Gespräch getroffen.
Florian Heer: Herr Slany, wie fällt Ihr Fazit der Woche in Eckental aus?
Marcus Slany: Wir sind ein sehr kleiner Standort und der neue Turniermodus mit einem 48-er Hauptfeld hat uns in Bezug auf Training und Hotelkapazitäten schon an unsere Grenzen gebracht. Allerdings hat mein Team sehr gut reagiert. Wir ziehen gerade die Lehren daraus und hoffen im kommenden Jahr auch in diesem Bereich besser aufgestellt zu sein.
Was waren die größten Herausforderungen?
Früher war der Ansturm der Spieler durch die Qualifikation am Wochenende vor dem Start des Hauptfeldes besser verteilt. Da es diese jetzt nicht mehr gibt, reisen alle am Sonntag an und es gilt die Spitzen der über 500 Übernachtungen zu organisieren. Das ist für Eckental schon enorm. Wir haben mit fünf Hotels zusammengearbeitet. Das war spannend. Außerdem waren wir auch überrascht, dass inzwischen auch auf Challenger-Ebene die Spieler mit eigenem Coach und Physio kommen. Dies erfordert dann auch die Bereitstellung dementsprechender Zimmerkapazitäten.
Eckental als traditionsreicher Standort wird auch gerne als „gallisches Dorf“ bezeichnet.
Ich bin dann tendenziell eher der Obelix. Seit 23 Jahren findet das Turnier nun hier schon statt, zwei Jahre davon als Internationale Deutsche Hallenmeisterschaften. Das Turnier ist seitdem gewachsen. Die ersten Jahre stand eigentlich gar nicht das Tennis im Fokus. Es ging vielmehr mit dem House-of-Sports eine Veranstaltung zu kreieren, wo die Menschen auf die Anlage aufmerksam werden sollten. Seit 10 Jahren haben wir wirklich Top-Spieler hier und sind froh, dass auch in dieser Woche noch oftmals die Reise nach Australien mitentschieden wird. Die Mischung aus jungen Spielern und Veteranen der Tour sind zudem immer tolle Geschichten und die spannendsten Matches.
Was waren die Highlights in dieser Woche für Sie?
Es war schön ein unglaublich ausgeglichenes Feld präsentieren zu können. In den Regionen der Weltrangliste zwischen den Positionen 50 und 200 kann wirklich jeder jeden schlagen. Ich erinnere mich an Florian Mayer, der vor acht oder neuen Jahren hier war und sinngemäß den Satz gesagt hat: „Jetzt läuft es gerade auf der ATP-Tour nicht, dann spiele ich mal schnell vier Challenger, die gewinne ich, hole mir ein bisschen Selbstvertrauen zurück und gehe wieder zurück auf die großen Turniere.“ Das kannst du heute vollkommen vergessen. Ein Mischa Zverev geht in der ersten Runde raus. Auch weitere deutsche Top-Spieler mussten hier ganz schön Federn lassen.
Eckental ist zusammen mit Ismaning und Hamburg Teil eines dreiwöchigen Indoor-Swings in Deutschland. Welche Rolle wird das Turnier dabei in Zukunft spielen?
Diese „German-Tour“ kommt der ATP entgegen. Wenn Eckental vielleicht in Zukunft auf das Turnier in Ismaning folgen würde, dann müssten die Spieler auch nicht mehr den Belag wechseln. Ich habe gehört, dass Ismaning und Hamburg die Wochen tauschen möchten. Ich habe das Turnier im kommenden Jahr in der KW 45 gemeldet und es findet somit wieder in den bayerischen Ferien statt.
Stichwort Belag. In diesem Jahr wurde ein neuer Teppichboden verlegt. Wie ist dieser bei den Spielern angekommen und gab es Auswirkungen auf den Spielverlauf?
Das Feedback war extrem gut. Alle Spieler waren begeistert. Man sieht auch das Tennis auf Teppich ein super attraktiver Sport ist. Der Belag hier ist nagelneu, liegt erst seit 4 Wochen und ist dementsprechend etwas langsamer. Er ist höher und verfügt über mehr Spielkomfort. Der alte Teppich war nach 20 Jahren aber auch einfach durch. Gerade im Mittelbereich war es eher nur noch grün-angemalter Beton. Da war der Ball natürlich schneller. Die Matches in diesem Jahr waren im Durchschnitt 10 Minuten länger. Ich führe dies aber weniger auf den Bodenbelag zurück, da die Qualität der Matches über drei Sätze auch sehr hoch war.
Seit zwei Jahren kommt das Turnier ohne Titelsponsor aus. Gibt es in diesem Bereich neue Ergebnisse?
Wir haben diesem Jahr knapp 128 Partner für das Turnier gehabt. Wir waren immer breit aufgestellt. Wir sind auf der Suche nach einem Titelsponsor. Dieser muss aber auch zu uns passen. Wir sind in Gesprächen, aber wir warten in Ruhe ab. Uns geht es gut. Wir haben mit einem Förderkreis eine Säule aufgebaut, wo uns auch Privatpersonen unterstützen können.
Die Story in Eckental wird also weitergeschrieben. Gibt es dazu schon eine Headline, die Sie sich für das nächste Jahr wünschen?
Der DTB hat den Titel „Internationale Deutsche Hallenmeisterschaften“ wieder an uns vergeben. Darauf sind wir sehr stolz drauf. Dies tut auch unseren Partnern gut und hat bei der Reichweite der Sponsorenakquise geholfen. Es wird alles größer und auch nächstes Jahr wird das Thema Tribüne ein Heißes sein. Mit knapp 1.300 Zuschauern auf der Anlage waren wir übervoll. Unserer Aufgabe wird es sein auch den Court 1 den Leuten besser zugänglich zu machen. Vielleicht wird auch dort eine kleine Tribüne installiert.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die kommenden Jahre.