International Blog – Florian Heer
Weiterhin hat die Corona-Pandemie die Tennis-Tour fest im Würgegriff und die Welle an Turnierabsagen bricht nicht ab. Seit vergangener Woche gibt es jedoch Licht am Ende des Tunnels. Bereits ab Mai sollen deutsche Profis durch die Durchführung von nationalen Turnierserien wieder Matchpraxis erhalten. Einer der Cracks, die mit am Start sein werden, ist Yannick Hanfmann.
Wie die meisten seiner Kollegen ist der 28-jährige Deutsche seit Ausbruch des Virus in der Ausübung seines Berufs stark eingeschränkt. Eine Situation, der ein Globetrotter auch positives abgewinnen kann.
„Im Zuge der Absage der ersten Turniere war ich für drei bis vier Wochen komplett zu Hause in Karlsruhe. Dementsprechend viel Zeit konnte ich mit Familie und Freundin verbringen, was in den letzten Jahren eigentlich nie der Fall war. Somit habe ich dies zu Beginn auch sehr positiv aufgenommen und es war auch richtig schön. Mit dem Ende der Honeymoon-Phase habe ich dann aber auch wieder Lust bekommen etwas anderes zu machen als Yoga oder Joggen zu gehen“, erzählt Hanfmann im Rahmen des Tennis-Podcasts „Challenger-Corner“ mit einem Schmunzeln.
„Glücklicherweise hat die TennisBase Oberhaching eine Ausnahmeregelung erhalten, um das Training wieder aufnehmen zu können. Somit komme ich wieder in den Genuss eines geregelten Tagesablaufs.“
ICYMI: @YannickHanfmann war zu Gast in der aktuellen Ausgabe unserer #ChallengerCorner 🎧 und spricht über seine Rückkehr auf den Platz in Zeiten von Corona:
“Nach den ersten Trainingseinheiten habe ich sofort Blasen bekommen!” https://t.co/205H81TdMN
— TennisTourTalk (@TennisTourTalk) April 25, 2020
Tennis-Training in Zeiten von COVID-19
Normalität auf dem Tennisplatz sieht in diesen Tagen allerdings anders aus. Auch im Münchner Süden müssen strenge Auflagen befolgt werden. „Es gelten die allgemeinen Social-Distancing-Rules“, erzählt Hanfmann, der an der TennisBase auch auf die Nutzung eines eigenen Appartements zurückgreifen kann.
„Das traditionelle Abklatschen erfolgt in der Luft. Das Gym darf nur von zwei Leuten gleichzeitig genutzt werden und die Coaches müssen dafür sorgen, dass regelmäßig desinfiziert wird. Die Umkleide und Duschen sind für Externe tabu. Das fühlt sich alles schon ein wenig komisch an, ist aber weniger dramatisch, da wir einfach glücklich sind wieder spielen zu dürfen.“
Blessuren auf dem Platz
Bei der Rückkehr auf den Court nach gut vierwöchiger Unterbrechung sind aber auch die Tennis-Profis nicht vor negativen Auswirkungen gefeit. „An der Hand bildet sich wieder Hornhaut zurück, was dazu führte, dass ich nach den ersten – gezielt langsam angegangenen – Trainingseinheiten sofort Blasen bekommen habe“, beschreibt Hanfmann die ersten Griffe zum Schläger. „Das war ein schöner Reminder daran, wie lange die Pause tatsächlich war.“
Der Weg zurück in den Wettkampfmodus
Am Ende können auch die besten Trainingssessions den Wettkampfmodus nicht ersetzen. Ob sich der internationale Tenniszirkus in dieser Saison erneut in Bewegung setzt bleibt ungewiss. Die ersten Corona-Lockerungen in einigen Bundesländern gaben jedoch den Startschuss, um zumindest nationale Turnierserien zu beginnen. Neben dem Deutschen-Tennis-Bund, der im Juni mehrwöchige Veranstaltungen durchführen möchte, soll bereits ab dem 1. Mai an der Base Tennis im rheinland-pfälzischen Höhr-Grenzhausen eine erste Exhibition mit acht deutschen Akteuren ins Leben gerufen werden.
„Rodney Rapson (Anm.: Gesellschafter der Base Tennis GbR) hatte mich bereits relativ früh kontaktiert und mir seine Idee der Turnierserie präsentiert“, war Hanfmann erstaunt von dem zeitigen Vorhaben, gleichzeitig aber auch begeistert Matchpraxis in Aussicht gestellt zu bekommen. „Im Laufe der Zeit hat er dann genauere Infos über das Turnier und die von den Ämtern zu befolgenden Auflagen geschickt und nach einigem hin und her kam schließlich die Bestätigung, dass das Event steigen kann. Wir sind natürlich sehr glücklich darüber wieder gegeneinander anzutreten. Besonders freue ich mich wieder gegen Dustin Brown spielen zu dürfen. Das macht immer riesigen Spaß“, so die aktuelle Nummer 143 im Singles-Ranking der ATP.
Neben Hanfmann und Brown werden Benjamin Hassan, Johannes Haerteis, Constantin Schmitz, Jan Choinski, Florian Broska und Jean-Marc Werner teilnehmen. Angelehnt an den Next-Gen-Rules soll das Turnier im Round-Robin-Format stattfinden.
Ziel: Zurück in die Top-100
Hanfmann hofft schon jetzt auf weitere Formate. „Die Ausschreibung vom DTB sieht sehr gut aus. Natürlich ist es noch ein wenig früh, um Details nennen zu können“, so der ehemalige US-College-Spieler, der vor drei Jahren seinen Durchbruch im internationalen Profi-Tennis schaffte. Ein Viertelfinale bei den BMW-Open in München, der Einzug ins Endspiel der Swiss-Open von Gstaad und der Triumph beim ATP-Challenger-Turnier im bayerischen Ismaning spülten ihn auf Platz 99 der ATP-Weltrangliste, Hanfmanns bisherige Bestplatzierung.
Nachfolgend tat sich der gebürtige Karlsruher allerdings schwer das Niveau zu halten. Ein kleiner Karriereknick, den Hanfmann nach einem so starken Run allerdings als „normal“ ansieht und inzwischen überwunden hat. Im Anschluss an die nationalen Turnierserien möchte der Wahlmünchner auch möglichst bald wieder global auf Punktejagd gehen können. Gefragt, ob Hanfmann noch daran glaubt, dass dies noch im Jahr 2020 der Fall sein wird, antwortet er: „Ich hoffe es. Es ist so schwer hervorzusagen, aber ich hoffe, dass wir irgendwie noch eine Spätsommer-Saison hinkriegen und die French-Open stattfinden können.“ Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.