International Blog – Florian Heer
Mitte Januar. Sonntagnachmittag. Die Sonne scheint. Das Thermometer zeigt angenehme 20 Grad. Lediglich ein paar dünne Wolken trägt der andauernde, aber sanfte Passatwind durch den ansonsten hellblauen Himmel. Auf dem weitläufigen Gelände des El Cortijo Club de Campo stehen sich Tennisspieler auf den zahlreichen Sandplätzen gegenüber. En-passant beobachten ein paar Golfer vom hoch gelegenen Clubhaus das Geschehen auf den Courts. Ihr Weg wird sie zum nächsten Abschlag auf das nebenan gelegene Grün führen.
Würden die Spieler abseits der Plätze und die Zuschauer keine Abstandsregeln einhalten oder keine Masken tragen, könnte man fast vergessen, dass wir uns noch inmitten einer Pandemie befinden. Auch hier auf Gran Canaria gelten die allgemeinen Hygienevorschriften. Die Fallzahlen von Covid-19 Infektionen steigen, sind aber vergleichsweise niedrig. Zum Tennisspielen herrschen hervorragende Bedingungen.
ATP-Challenger-Tour zurück auf Gran Canaria
In gut einem Monat sollen auch die Profis des Wanderzirkus in den Genuss dieses Ambientes kommen. Organisiert von dem erfahrenen italienischen Veranstaltern MEF-Tennis-Events – die nach der Corona-Zwangspause im August vergangenen Jahres mit dem Challenger in Todi den Startschuss zur Wiederaufnahme des Profi-Tennis gaben – sind zwei aufeinanderfolgende ATP-Challenger-Turniere in der Tennis Academy des El Cortijo Club de Campo geplant.
Es ist eine der renommiertesten Tennisanlagen auf der drittgrößten Insel des Archipels. Die Anlage liegt ca. 15 Kilometer südlich der Hauptstadt Las Palmas in Telde, der zweitgrößten Stadt Gran Canarias. Der internationale Flughafen ist mit dem Auto in nur 10 Minuten zu erreichen. Bereits 2006 und 2008 gastierte die Tour hier. Marc Lopez und Teymuraz Gabashvili hießen die damaligen Sieger.
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— MEF tennis events (@meftennisevents) January 29, 2021
Nachwuchstalent Marc Owen Endler hofft auf Challenger-Teilnahme
„Es wäre ein Traum in diesem Jahr beim Challenger dabei zu sein“, erzählt Mark Owen Endler. Der 18-jährige ist gerade beim nationalen Turnier „Islacao“ – benannt nach dem Hauptsponsor, einem kanarischen Schokoladenheißgetränk – ins Finale eingezogen. Endler, geboren auf der Nachbarinsel Teneriffa, tritt für Deutschland an.
„Meine Mutter kommt aus den Vereinigten Staaten und mein Vater ist Deutscher. Meine Großeltern leben noch in Dresden“, klärt Endler über seinen internationalen Background auf. Zwar versteht er die deutsche Sprache sehr gut, bevorzugt es aber Spanisch oder Englisch zu sprechen. „Ich habe an verschiedenen Juniorenturnieren in Deutschland teilgenommen und dadurch einige Städte gesehen.“
Seinen ersten internationalen Erfolg konnte Endler allerdings außerhalb Europas verbuchen. Vor zwei Jahren gewann er die ITF-Junior-Championships in Bahrein. „Es war eine großartige Erfahrung, allerdings auch richtig heiß vor Ort in Manama. Wir hatten fast täglich an die 40 Grad und es war ziemlich tough Tennis zu spielen. Alles war allerdings hervorragend organisiert und ich konnte das Turnier im Einzel und im Doppel gewinnen.“
Start an der Rafa Nadal Academy
Im Juniorenbereich schaffte es Endler unter die besten 10 U-18 Spieler in Spanien und war innerhalb der Top-500 in der Welt gelistet. Jetzt gilt es den Übergang zu den Profis schaffen. Auch auf Seniorenebene konnte der Teenager kürzlich seine ersten Erfahrungen sammeln. „Ich komme gerade vom ITF-World-Tennis-Turnier an der Rafa Nadal Academy in Mallorca. Leider habe ich dort nicht sehr gut abgeschnitten konnte aber an der Seite von David Marrero im Doppel eine Runde gewinnen.“ Ein Strahlen lässt sich unter seiner Gesichtsmaske ablesen. Neben dem ehemaligen ATP-Finals Doppelchampion auf dem Platz stehen zu dürfen, war für Endler sichtlich ein besonderes Ereignis.
„Ich war ziemlich nervös, aber es hat sich fantastisch angefühlt auf dem Platz. Wir haben das erste Mal miteinander gespielt. Er selbst kommt aus Gran Canaria und könnte der Turnierdirektor bei dem anstehenden Challenger hier werden. Vorausgesetzt er spielt nicht noch selbst mit“, lacht Endler, der die Hoffnung auf eine Wild-Card im Doppel noch nicht aufgegeben hat.
Von Teneriffa in die große, weite Welt
Im Einzel sieht er eher schlechte Chancen für sich. „Die Wild-Cards werden wahrscheinlich an Spieler aus dem Club hier gehen. Ich trainiere an der Tenerife Tennis Academy, wo ich auch noch zur Schule gehe. Mein Ziel ist es Tennis-Profi zu werden. Allerdings spiele ich mit dem Gedanken im nächsten Jahr in die Staaten zu Studieren und College-Tennis zu spielen.“
Erste Kontakte zu einem College in South Carolina wurden bereits geknüpft. Ein Weg, den bereits auch deutsche Cracks wie Yannick Hanfmann oder Dominik Koepfer einschlugen, um sich schließlich auf der ATP-Tour zu etablieren. „Vielleicht kann mir das auch gelingen“, zeigt sich Endler positiv. Eine Teilnahme beim Challenger auf Gran Canaria könnte zumindest einen weiteren Schritt in die richtige Richtung darstellen.