International Blog “WTA-Nürnberg Special” – Tobias Huber
Pressegespräche mit Andrea Petkovic sind immer Zeit wert. Am Montag gab die Deutsche, die nur noch auf Position 107 der Weltrangliste zu finden ist, wie schon so oft tiefe Einblicke in ihr Innenleben.
„Anders als früher genieße ich es jeden Tag auf der Tour“, sagte die 30-Jährige in einem Presserunde beim Nürnberger Versicherungscup 2018. Die im bosnischen Tuzla geborene Petkovic, die es bis auf Platz neun der Welt geschafft hatte (Oktober 2011) hat einiges erlebt in ihrem Tennis-Leben.
Zeitiges Karriereende?
„Ich habe mir bereits Gedanken gemacht, was ich nach meinem Karriereende machen will. Deshalb kann ich nun ohne Druck spielen“, sagte Petkovic, die sich ein Studium und einen längeren New-York-Aufenthalt in den Kopf gesetzt hat. Es klang so, als hätte die 30-Jährige bereits ein wenig mit ihrer Tennis-Laufbahn abgeschlossen. Doch Petkovic wiegelte ab.
„Ich habe immer noch richtig Lust auf meinen Sport“, versicherte sie. Selbst Negativerlebnisse würden sie nicht mehr aus der Bahn werfen. „Ich saß Silvester in Brisbane allein in meinem Hotelzimmer mit einem Glas Rotwein in der Hand. Und habe zu mir gesagt: Andrea, das kommende Jahr spielst Du zu Ende, egal wie“, sagte Petkovic.
Zuletzt startete sie sogar bei einigen ITF-Pro-Circuit-Events. „Ich habe wieder die Atmosphäre bei kleineren Turnieren erlebt, wo jedes Mädel ums Überleben kämpft. Hier fließen Blut, Schweiß und Tränen, das hat mich an meine Anfänge erinnert.“
Petko meets the media ahead of her start at the WTA International Event in Nürnberg. First-round opponent will be Sorana Cirstea. pic.twitter.com/HxJBAcKUiy
— TennisTourTalk (@TennisTourTalk) 21. Mai 2018
Kein Tennis im Free-TV
Etwas enttäuscht ist sie von der Entwicklung im Deutschen Tennis. „Ich hatte mir durch die Grand-Slam-Erfolge von Angie (Kerber, die Red.) mehr erhofft. Im frei empfangbaren Fernsehen kann man kaum noch Tennis sehen, nicht mal mehr bei Eurosport“, monierte sie. Das Internet sei keine Lösung. „Dadurch gewinnt man keine neuen Fans. Das ist nur was für die, die sich eh schon für Tennis begeistern“, sagte Petkovic.
Sie hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. „Vielleicht kann Sascha (Zverev, die Red.) mit seinen Erfolgen etwas bewegen. Er ist ein sehr charismatischer Typ“, so Petkovic, die mit einer Wildcard in Nürnberg am Start ist. Sie trifft in ihrem Erstrundenmatch auf Sorana Cirstea.