Oscar Otte: “Es war ein Wake-Up-Call für die restlichen Jahre!”

Oscar Otte (photo: Florian Heer)

International Blog – Florian Heer

Zwangspause für Oscar Otte. Der inzwischen 29-jährige Kölner, der auf Weltranglistenposition 38 platziert ist, musste sich Anfang der Woche einer Arthroskopie am Innenmeniskus unterziehen und veröffentlichte ein entsprechendes Bild auf Instagram.

 

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Am Dienstag sprachen wir im Video-Interview mit Otte über seinen bisherigen Erfolgslauf, die aktuelle Situation und wann er damit rechnet wieder auf die Tour zurückkehren zu können.

Tennis TourTalk: Hallo Oscar, wo erreichen wir dich und wie geht es dir?

Oscar Otte: Mir geht es gut. Ich sitze mit meinem Hund zu Hause in Essen auf meinem Sofa und wir schauen gerade das Turnier in Hamburg.

Natürlich hätten wir dich gerne am Rothenbaum gesehen. Wie bitter ist die Absage für dich?

Als ich das erste Mal hier in der Qualifikation gestanden bin habe ich in der Finalrunde im Stadion gespielt und mit Matchball gegen Cedrik-Marcel Stebe verloren. Ich bin natürlich mega traurig, aber die Gesundheit geht vor und es war ein wichtiger Eingriff, der gemacht werden musste. Besser heute als übermorgen. Hamburg ist eines der traditionsreichsten Turniere und meine Form war auch sehr gut. Daher hatte ich auch hohe Erwartungen an mich selber ein gutes Turnier zu spielen. Es hat nicht sein sollen und jetzt bin ich mitten in der Reha zwei Tage nach der OP. Ich werde mich gut vorbereiten und hoffentlich nächstes Jahr wieder am Rothenbaum aufschlagen können.

Wie sieht dein Fahrplan für die Reha nun aus?

Es sieht sehr gut aus. Ich muss keine Schmerzmittel einnehmen. Das Knie ist auch nicht zu dick angeschwollen. Gestern hatte ich meine erste Reha-Einheit. Auch heute war ich bereits wieder vier Stunden im Reha-Zentrum in Köln. Es kommt jetzt in ersten Schritten darauf an, inwieweit mein Knie wieder belastbar ist. Heute war ich schon kurz auf dem Fahrrad. Die Ärzte hoffen, dass ich in vier Wochen wieder bereit für Turniere bin. Es ist allerdings schwer vorhersagbar. Stand jetzt hoffe ich für die US-Open fit zu sein. Ich bin leider leicht anfällig oft zu viel zu machen. Jetzt gilt es aber erstmal den Popo still zu halten und nicht wie ein Irrer durch die Wohnung zu rennen.

Du hattest am 16. Juli Geburtstag. Bestand zumindest noch die Möglichkeit ein wenig zu feiern?

Wir haben mit Freunden und Familie von Freitag auf Samstag reingefeiert. Alles im Rahmen und entspannt. Trotz einer blöden Nachricht, dass man sich einer OP unterziehen muss, sollte man noch Zeit finden mit den wichtigen Menschen zu feiern. Das tat mir nach der Diagnose am Freitagmorgen auch gut.

Bleibt jetzt auch ein wenig Zeit die Ereignisse der letzten Monate Revue passieren zu lassen?

In der Tat. Jetzt ist mal ein wenig Luft. Ich hatte im vergangenen Jahr viele Matches und es besteht nun die Möglichkeit ein wenig zu reflektieren.

Einen guten Zeitpunkt für Verletzungen gibt es natürlich nicht. Ist dieser Moment jedoch besonders ärgerlich?

Natürlich hätte ich gerne den Schwung der sehr guten Rasensaison mitgenommen. Auch zuvor auf Asche habe ich richtig gut gespielt. Ich habe es mir nicht ausgesucht und jetzt gilt es mit der Situation zurecht zu kommen. Es ist kein Weltuntergang, auch wenn das Comeback sicher nicht einfach sein wird. Ich werde aber zusammen mit meinem Team hart daran arbeiten, dass ich wieder gut in Form komme und bin auch zuversichtlich, dass ich das Tennisspielen nicht ganz verlernen werde.

Du warst viele Jahre auf der ATP-Challenger-Tour unterwegs und einen starken Aufstieg in den letzten Jahren vollzogen. Gab es einen bestimmten Moment, wo es Klick gemacht hat?

Ein entscheidender Moment waren bestimmt die US-Open im vergangenen Jahr, wo ich noch die Qualifikation geschafft habe und dann in den ersten Runden richtig gutes Tennis gespielt habe. Das hat mir gezeigt, dass ich auch körperlich lange Matches bei den Grand-Slam-Turnieren bestreiten kann und sehr gute Leute schlagen kann. Gegen einen Top-10-Spieler wie Matteo Berrettini konnte ich mithalten und ich habe gespürt, da geht noch was. Ich bin Ende Zwanzig und das war ein Wake-Up-Call für mich noch für die restlichen Jahre oben mitspielen zu können. Bisher scheint scheint das auch ganz gut zu klappen.

Wie wichtig ist dabei die mentale Komponente und arbeitest du daran?

Neben dem Körperlichem ist dies natürlich sehr wichtig. Gezielt mit einem Sportpsychologen oder einem Mentaltrainer arbeite ich jedoch nicht zusammen. Ich habe für mich entschieden, dass ich es selbst probiere meine Stärken in den wichtigen Momenten abrufen zu können. Ich denke, dass ich für mich den richtigen Weg gefunden habe, um stetig weiter dran zu bleiben.

Inwiefern ist die große Bühne mit den großen Events eine extra Motivation für dich?

Ich habe immer gerne Tennis gespielt, egal vor wie vielen Zuschauern. Natürlich macht es besonderen Spaß vor mehreren Tausend Leuten aufzuschlagen und in Deutschland auch gefeiert zu werden. Das pusht schon noch mehr. Davon habe ich immer geträumt. Da wollte ich immer hin. Aber ich liebe Tennis.

Für was bleibt jetzt vielleicht auch abseits des Platzes ein wenig Zeit? Stimmt es, dass du Cricket-Fan bist?

Das ist ein wenig an den Haaren herbei gezogen. Der Vater von dem jetzigen Ehemann meiner Schwester ist Engländer und war Cricket-Profi. Ich habe mich eine lange Zeit dafür interessiert, muss allerdings eingestehen, dass es ein sehr kompliziertes Spiel ist. Ich gebe mir Mühe und habe jetzt vielleicht ein wenig Zeit mich da rein zu fuchsen. (Hund bellt im Hintergrund). Ansonsten bin ich mit meinem Hund gut beschäftigt, was man vielleicht auch hört. Meine Freundin und ich haben mittlerweile auch zwei Pferde. Wenn die Krücken weg sind, werde ich bestimmt mit zum Stall gehen. Diese Dinge werden mit gut tun.

Vielen Dank und eine gute Genesung!

Interview: Florian Heer