Gojowczyk: “Wahnsinnsgefühl Davis Cup würde ich gegen nichts tauschen!”

Interview mit Peter Gojowczyk – von Florian Heer

Nach einigen schwierigen Phasen, gebeutelt vom Verletzungspech, ist Peter Gojowczyk in dieser Saison wieder auf dem Weg zurück sein bestes Tennis abzurufen. Der 28-jährige Deutsche gewann Anfang des Jahres seinen fünften ATP-Challenger-Titel in Australien, erreichte das ATP-250-Halbfinale von Newport und stand auf dem heiligen Rasen in Wimbledon zum ersten Mal im Hauptfeld.

Beim ATP-Challenger in Portoroz musste die ehemalige Nummer 79 der Welt jedoch einen kleinen Rückschlag hinnehmen. Gojowczyk, beim €43.000-Hartplatz-Event an der slowenischen Adriaküste an Position 2 gesetzt, musste bei heißen Temperaturen beim Stand von 6-3, 3-1 gegen den kroatischen Qualifikanten Franko Skugor verletzungsbedingt aufgeben.

Tennis TourTalk sprach mit dem Weltranglisten-103. aus München nach seinem Erstrunden-Match über das erste Halbjahr 2017, Tour-Stress und seine tollsten Erlebnisse auf dem Platz.

Tennis TourTalk: Leider ein unglückliches Ende heute. Was war der Grund für die Aufgabe?

Gojowczyk: Ich hatte gestern bereits im Training leichte Probleme an der Wade, da ich in letzter Zeit auch ziemlich viel gereist bin. Heute im Match habe ich es dann leider etwas stärker gespürt und musste leider aufgeben.

Du kommst gerade vom Challenger in Segovia, welches bekannt für seine Höhenlage ist. Jetzt spielst du hier in Portoroz direkt am Meer. Wie schwer ist es sich den neuen Gegebenheiten anzupassen?

Gojowczyk

Peter Gojowczyk

Ich war noch zuvor beim ATP-Turnier in Atlanta und bin dann 26 Stunden direkt nach Segovia geflogen. Am Sonntag bin ich angekommen und habe Montag dann auf ca. 1.000 m Höhe gespielt. Das war natürlich nicht einfach. Ich habe leider auch mein Match gegen Aldin Setkic verloren. Im Anschluss bin ich kurz nach Hause, schnell zur Bundesliga nach Halle gefahren, wo es noch um die Entscheidung um die Meisterschaft geht. Am Sonntag habe ich dann die letzte Maschine zurück nach München genommen, bin um Mitternacht gelandet und am Morgen darauf mit dem Auto sechseinhalb Stunden hierher gefahren. Das ist alles ein bisschen viel gewesen. Es ist natürlich trotzdem schade, dass es hier nicht gereicht hat. Ich hatte gehofft, dass es noch etwas geht und ich in die Top-100 komme. Das war mein Ziel vor den US Open. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass ich fit zu den Turnieren komme und dann werden die Erfolge auch zurückkehren.

Angesichts der Ergebnisse im ersten Halbjahr 2017 kann man auch eigentlich ein positives Resümee ziehen?

Ich bin auch ganz zufrieden. Ausgenommen allerdings die Verletzung, die in Australien aufgetreten ist nachdem ich das ATP Challenger-Turnier in Happy Valley gewonnen hatte. In der Qualifikation zu den Australian Open habe ich die erste Runde souverän gewonnen und habe mich dann leider verletzt. Eine Bauchmuskelzerrung zwang mich leider zur Aufgabe. Danach ging es eigentlich wieder besser, hatte aber leider noch eine OP am rechten Fuß, was mich wiederrum acht Wochen außer Gefecht gesetzt hat. Ich bin dann in Paris zurückgekommen, wo ich leider in der letzten Runde der Qualifikation ganz knapp gegen Marius Copil verloren habe.

In Wimbledon hast du aber zum ersten Mal das Hauptfeld erreicht.

Ja, dort habe ich mich souverän qualifiziert und habe dann Revanche an Marius genommen (lacht). Leider habe ich im Anschluss gegen Roberto Bautista-Agut verloren, aber das war schon ein unglaubliches Gefühl dort. Das war bestimmt eines meiner Highlights.

Was macht Wimbledon für die Spieler so besonders?

Alleine schon die Atmosphäre. Alle spielen in Weiß und die gesamte Anlage ist in grün gehalten. Das hat alles ein gewisses Flair.

Du hast die Bundesliga angesprochen. Du spielst für Grün-Weiß Mannheim. Was macht es interessant in diesem Wettbewerb anzutreten?

Das Teamerlebnis steht hier definitiv im Vordergrund. Das ist eine wunderschöne Abwechslung zum Turnieralltag und macht auch richtig viel Spaß. Man reist gemeinschaftlich an. Man kennt sich auch sehr gut und quatscht zusammen ein wenig in der Umkleide. Es ist ein wenig wie Fußball, schon ziemlich cool. In Mannheim sind wir sehr gut aufgestellt. Es sind auch viele deutsche Spieler im Team, wie Tobias Kamke oder Gerald Melzer. Der zählt ja auch als deutsch (lacht). Andi Beck spielt zudem eine gute Saison.

Wie geht es jetzt weiter im Saisonverlauf und was sind deine Ziele?

Ich werde jetzt erstmal ein bisschen entspannen und die Verletzung auskurieren. Es fühlt sich nicht allzu schlimm an. Vielleicht werde ich in drei Tagen wieder auf Hartplatz in der Sport Scheck-Anlage in Unterföhring trainieren. Durch die vielen Turniere bin ich in den letzten Wochen fast gar nicht zum Training gekommen. Deshalb wird der Fokus vorerst darauf liegen. Mitte August ist dann geplant mit meinem Coach Alexander Satschko nach New York zu fliegen.

Hast du auch noch Ambitionen vielleicht in Zukunft erneut im Davis-Cup anzutreten?

Natürlich würde ich mich immer über eine Davis-Cup-Nominierung freuen aber darüber habe ich mit Michael Kohlmann nicht gesprochen. 2014 war ein unglaubliches Erlebnis in Nancy, als ich Jo-Wilfried Tsonga geschlagen habe. Das war ein Wahnsinnsgefühl und würde ich gegen nichts tauschen. Das war mein absolutes Highlight-Match.

Vielen Dank für das Gespräch, eine schnelle Genesung und weiterhin viel Erfolg.