International Blog – Florian Heer
Mit Filip Misolic hat ein Nachwuchstalent im österreichischen Herrentennis seinen ersten Titel auf dem Profi-Circuit errungen. Der 19-jährige Steirer gewann am vergangenen Sonntag in Porec, das erste von insgesamt drei ITF-World-Tennis-Tour-Events im Rahmen der sogenannten Istarska Rivijera. Kroatiens älteste internationale Turnierserie läutet traditionell die europäische Sandplatzsaison ein und Misolic fühlte sich trotz teilweise noch etwas kühlen Temperaturen in Istrien pudelwohl.
Der Weg ins Finale
„Das wichtigste Match fand in der zweiten Runde gegen Martin Damm statt. Dort musste ich zwei Matchbälle abwehren und ich konnte Selbstvertrauen tanken. Von diesem Zeitpunkt an habe ich gut gespielt“, erzählt Misolic in der aktuellen Episode des Tennis-Podcasts „Challenger Corner“. Gegen den 17-jährigen US-Amerikaner, die aktuelle Nummer 3 der ITF-Juniorenweltrangliste, konnte sich der Österreicher am Ende in drei Sätzen durchsetzen.
„Wir hatten bisher noch nie gegeneinander gespielt. Ich wusste allerdings, was auf mich zukommen würde und dass er ein richtig guter Spieler ist.“
Mit weiteren Erfolgen über Pavel Nejedly aus der Tschechischen Republik und Alex Rybakov aus den Vereinigten Staaten zog Misolic schließlich ins Endspiel ein. Dort besiegte er den Italiener Pietro Rondoni 6-4, 6-4. Dabei waren die äußeren Umstände nicht immer ganz einfach. Fast der komplette zweite Satz fand im Dauer-Nieselregen auf dem Center-Court des Tennis Centar Pical statt.
Nervosität im Endspiel
„Die Plätze waren zwar rutschig, mir haben die Bedingungen allerdings besser gelegen als meinem Gegner. Ich habe mich auf dem Court sehr wohl gefühlt“, ließ sich Misolic davon allerdings nicht beeindrucken.
Mit zwei Breaks lag er im zweiten Durchgang bereits vorne, konnte allerdings das Match erst im zweiten Anlauf ausservieren.
„Ich war sehr nervös“, gab der Teenager zu. „Man denkt schon über den möglichen Titelgewinn nach und hofft es nach Führung nicht noch zu verhauen. Im letzten Spiel wollte ich es aber mit ganzen Willen nach Hause bringen.“
Misolic, der vor Turnierbeginn auf Platz 954 der ATP-Weltrangliste platziert war, schaffte den Sprung in das Hauptfeld mit Hilfe einer Wild-Card. Der gebürtige Grazer mit kroatischen Eltern ist im Ligabetrieb für den Tennis Klub Top Spin in Zagreb in Einsatz. Dessen Klubbesitzer Branimir Horvat ist gleichzeitig Turnierdirektor und Veranstalter des dreiwöchigen Sandplatz-Swings in Istrien.
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Finalniederlage im Dezember
Allerdings zeigt die Formkurve Misolics, der die Rückhand als seine stärkste Waffe bezeichnet, auch ohne Turniereinladung nach oben. Bereits im Dezember vergangenen Jahres erreicht er im türkischen Antalya nach hartem Kampf durch die Qualifikation sein erstes Endspiel auf der ITF-World-Tennis-Tour. Gegen den dänischen Shooting-Star Holger Rune musste Misolic allerdings aufgeben.
„Es war dort bereits mein achtes Match und ich musste viele gute Spieler auf dem Weg ins Endspiel schlagen. Am Ende war ich leider nicht mehr ganz fit.“
In Zeiten der Pandemie wird auch das Reisen für die Akteure des Wanderzirkus erschwert.
„Das ist alles etwas schwierig“, sagt Misolic. „Man benötigt für jedes Land einen dementsprechenden Test und muss alles gut vorbereiten. In Griechenland hatte ich einmal Probleme und konnte schließlich nicht einreisen.“
Zwischen Österreich und Kroatien
Ortswechsel scheinen für Misolic, der in seiner Freizeit gerne Actionfilme und Komödien schaut, sowieso ein ständiger Begleiter zu sein. „Vor eineinhalb Jahren war ich in Wien an der Tennis-Akademie von Günter Bresnik, lebe zurzeit allerdings wieder in Zagreb“, gibt er Basketball-Fan der Utah Jazz zu Protokoll.
Als Vorbild fungiert natürlich Dominic Thiem, dessen Spiel er auch in einigen Trainingssessions im Leistungszentrum in der Südstadt beobachten durfte. „Ihn in den Endrunden der großen Turniere zu sehen, motiviert einen natürlich,“ sagt Misolic.
Den Stars auf der Spur
Auch wenn sich eine Trainingseinheit mit dem amtierenden US-Open-Champion bisher noch nicht ausgegangen ist, so sind jedoch Kontakte zu anderen österreichischen Tennis-Cracks durchaus vorhanden. Mit Dennis Novak und den Melzer Brüdern ist er Teil des Bundesligateams ATV Irdning. „Bereits zweimal wurde ich in der 1. Mannschaft eingesetzt. Das war eine unglaubliche Erfahrung“, schwärmt Misolic, der vor zwei Jahren im Rahmen der Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle als ÖTV-Nachwuchsspieler des Jahres ausgezeichnet wurde.
Im nächsten Schritt gilt es sich auf dem Pro-Circuit zu etablieren. „Ich möchte bald unter die Top-500 der Welt kommen, um auch Challenger-Turniere spielen zu können“, lautet die Zielsetzung für den jungen Österreicher. Mit dem Erfolg in Porec ist ein erster Meilenstein erfolgt und der Einzug unter die ersten 800 der ATP-Weltrangliste ist bereits erfolgt.