International Blog – Florian Heer
Die neu-geschaffenen Davis-Cup-Finals bildeten den Abschluss der Tennissaison 2019, standen dabei allerdings unter teils heftiger Kritik seitens der Fans und Medienvertreter. Im Folgenden sollen ein paar Punkte aufgegriffen werden, um die Geschehnisse einzuordnen.
Eines vorweg: Die Idee ein Teamevent mit den besten Mannschaften eines Jahres an einem Ort zu vereinen ist per se nicht verkehrt und birgt Potential in sich. Einige der Nationenduelle erfuhren internationale Aufmerksamkeit, die im alten Format in diesem Ausmaß nicht möglich gewesen wäre. Zudem gab es in den Tagen in Madrid tolles Tennis zu sehen. Mit Rafael Nadal, Novak Djokovic und Andy Murray waren drei der „Big Four“ im Herrentennis bei der Ausübung ihres Handwerks auf dem Platz zu bestaunen. Nichtsdestotrotz gibt es einige Dinge, die bei der Erstausgabe der Davis-Cup-Finals schiefgelaufen sind.
Anzahl der Teams
Der entscheidende Knackpunkt ist die Anzahl der teilnehmenden Teams. Viele der folgenden Kritikpunkte basieren darauf, dass sich satte 18 Mannschaften in dieser Woche in der Caja Magica eingefunden haben. Das sind mindestens 10 zu viel, um auf einem neutralen Boden ein stimmungsvolles Tennisfestival zu feiern.
Der Spielmodus
Der Spielmodus mit sechs Gruppen à drei Teams ist nicht sinnvoll. Einige Mannschaften waren mit der Gruppenphase fast fertig, während andere erst ins Turnier gestartet sind. Deutschland hatte beispielsweise Montag und Dienstag frei, spielte dafür die nächsten drei Tage hintereinander.
Die jeweils Gruppenersten qualifizieren sich für das Viertelfinale, zudem aber auch die zwei besten Gruppenzweiten. Dies kann zu Wettbewerbsverzerrungen führen, wenn Begegnungen, die bereits entschieden sind und sogenannte „Dead Rubbers“ mit in die Punktewertung einfließen. So hatte Team Kanada am Dienstag durch die beiden siegreichen Einzel gegen die Vereinigten Staaten den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale geschafft und war zum abschließenden Doppel nicht mehr angetreten.
Stichwort Viertelfinale. Die erste Partie der letzten acht Teams fand bereits am Freitag statt. Alle weiteren am Samstag. Warum das so ist, bleibt wohl das Geheimnis der Veranstalter.
Die Spielansetzungen
Die Abendbegegnungen starteten unter der Woche erst um 18 Uhr mit der Konsequenz das einige Duelle bis tief in der Nacht gingen. Die Partie zwischen Italien und den USA endete um 4 Uhr morgens Ortszeit. In Spanien mögen die Uhren nach südeuropäischen Gepflogenheiten anders ticken, allerdings wird auch dieses Late-Night bzw. Early-Morning-Finish für die Nachtschwärmer aus Madrid eine neue Erfahrung dargestellt haben. Die Veranstalter reagierten und verschoben die Anfangszeiten der kommenden Matches um eine halbe Stunde nach vorne.
Die Stimmung
Bilder von leeren Rängen machten die Runde in den sozialen Medien. Der Davis-Cup im klassischen Heim-Auswärtsmodus hat hier ausgedient. Die Begegnungen finden teilweise parallel in bis zu drei Hallen statt und nicht jede der 18 Nationen konnte dabei genügend Anhänger mit in die spanische Hauptstadt bringen, um für eine stimmungsvolle Atmosphäre zu sorgen.
„Spanien spielt Davis-Cup, der Rest den „World Cup of Tennis“ lautet etwas polemisch formuliert das Motto unter den Tennisfans im Netz. Dies ist auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Neben den Gastgebern sind lediglich bei den Begegnungen der südamerikanischen Teams sowie Kanada und Großbritannien größere, lautstarke Fangruppen anzutreffen. Während des Final-Wochenendes mit Spanien auf dem Hauptplatz der Caja Mágica war es wiederum Davis-Cup-Atmosphäre pur.
Let’s go! #DavisCupMadridFinals pic.twitter.com/VyWv5QNaqb
— Florian Heer (@Florian_Heer) November 24, 2019
Fazit
Für die Veranstalter von Kosmos Tennis gilt es noch an einigen Stellschrauben ihres Produkts zu drehen. Diejenigen, die den Davis-Cup jetzt allerdings für tot erklären, dürfen an dieser Stelle aber auch an daran erinnert werden, dass der Traditionswettbewerb schon in den letzten Jahren und Jahrzehnten einige Dürreperioden durchleben musste. Eine Reform war notwendig.
Die Davis-Cup-Finals 2019 waren dabei sicherlich nicht der große Wurf. Die Krux liegt darin, den Wettbewerb zukünftig in Verbindung mit den anderen im mannschafts-modus ausgetragenen Tennisveranstaltungen, sprich Laver-Cup und ATP-Cup, zu betrachten. Konkurrenzdenken und Problematiken im Turnierkalender zwischen den verschiedenen Organisationen und Veranstaltern müssen ausgeräumt werden, um wieder ein echtes Tennisfest der Nationen stattfinden lassen zu können.