Gilles Simon: “Es ist es sinnlos gegen die Zeit anzukämpfen!”

Gilles Simon (Foto: NECKARCUP/Seventyfour.studio)

International Blog – Florian Heer

Gilles Simon ist mich sich im Reinen. Diesen Eindruck konnte man beim NECKARCUP in Heilbronn gewinnen. Der 37-jährige Franzose gastierte in dieser Woche beim preisgekrönten ATP-Challenger-Turnier, einige Tage nach Simons Ankündigung seine beeindruckende Tenniskarriere nach gut 20 Jahren im Tour-Zirkus zum Saisonfinale zu beenden.

14 ATP-Turniersiege und fast 500 Matcherfolge stehen in der erfolgreichen Vita Simons. Im Jahr 2008 stieß er in die Top 10 der Weltrangliste vor, nachdem er die damalige Nummer 1 Roger Federer in Toronto und den „King of Clay“ Rafael Nadal in Madrid besiegte. Im Januar 2009 erreichte er mit Position 6 seine beste Platzierung.

Von den Grand Slams auf die Challenger-Tour

Simon war auf allen großen Courts der Welt zu Hause. Von Melbourne bis New York als jährlicher Stammgast bei den Grand Slams. Und nun also Heilbronn. Eine Entscheidung, die aber nicht von ungefähr kam.

„Ich habe noch nie hier gespielt. Ich mag es neue Destinationen zu entdecken“, erklärte ein gut aufgelegter Simon im Rahmen eines Round-Table zu Wochenbeginn auf dem Gelände des TC Trappensee. „Es ist meine letzte Saison. Das Turnier in Heilbronn hat bei den Spielern einen exzellenten Ruf und ist gefühlt seit Ewigkeiten Teil der Tour. Ich bin daher sehr glücklich hier zu sein, um zum ersten und gleichzeitig letzten Mal hier anzutreten.“

Seit der öffentlichen Ankündigung über die Absicht seinen Schläger an den Nagel hängen zu wollen, hat Simon auf Entspannungsmodus umgeschaltet. „Es fühlt sich für mich natürlich an jetzt bald aufzuhören. Klar, bin ich noch in der Lage anständiges Tennis zu spielen, aber nicht mehr wie früher. Ich bin nicht mehr so konstant und die Bewegungen auf dem Platz werden auch nicht leichter. Trotzdem liebe ich es noch zu spielen und versuche für die restlichen Monate mein bestes zu geben.”

Simon deutet dabei an, dass die Wehwehchen nicht weniger werden. „Früher bin ich einfach aufgestanden, habe geschaut wo der Ball ist und los gings. Heute ist das alles nicht mehr so selbstverständlich. Es ist anstrengender geworden. Außerdem ist es sinnlos gegen die Zeit anzukämpfen.“

Barletta als spezielles Erlebnis

Die ein oder andere neue Erfahrung möchte Simon aber noch machen und richtet seinen Turnierkalender nunmehr nur nach seinem eigenen Gusto aus. Ohne Druck den ein oder anderen Weltranglistenpunkt noch ergattern zu müssen. Ein besonderes Erlebnis ereilte ihn dabei im vergangenen Monat in einer süditalienischen Hafenstadt.

„Vor kurzem habe ich beim Challenger in Barletta gespielt. Das Turnier fand in der gleichen Woche wie das Masters in Monte-Carlo statt“, begann Simon zu erzählen. „Dort fragten mich einige französische Spieler, warum ich nicht versucht hätte beim wesentlich hochklassigeren Turnier in Monte-Carlo anzutreten, worauf ich erwiderte, dass ich dieses Turnier bereits 15-mal gespielt habe und richtig glücklich bin zum ersten Mal in Barletta zu sein: Ja, es ist windig, auch lässt die Qualität der Courts zu wünschen übrig und die Organisation entspricht allen italienischen Klischees. Aber ich war einfach zufrieden mit den Jungs in Barletta zu sein. Als Tennisspieler kommst du an zahlreiche fantastische Orte, dies jedoch Jahr für Jahr. Diese neue Abwechslung gefällt mir und vielleicht möchte ich auch zu verstehen, warum sich Spieler über ein Turnier wie Barletta 25 Jahre lang beschweren“, gibt ein lachender und wild gestikulierender Simon zum Besten.

Eine Liebe für das Grün

Wo Simon, der in Nizza das Licht der Welt erblickte, seine Karriere letztlich beenden wird, steht noch in den Sternen. „Ich habe ein paar Turniere im Kopf, jedoch werden es sicher nicht die French Open sein, da ich noch einmal auf Gras spielen möchte. Dies ist mein Lieblingsbelag und macht mir am meisten Spaß. Außerdem möchte ich auch nochmal bei den US-Open antreten. Metz ist zudem auf meiner Liste. Ich konnte das Turnier dreimal gewinnen und hat einen besonderen Stellenwert in meinen Erinnerungen. Vielleicht wäre das Masters in Paris-Bercy der richtige Zeitpunkt. Ich bin lediglich 10 Minuten von der Arena aufgewachsen. Das ist mein eigentliches Heimturnier, wo ich angefangen habe professionelles Tennis zu verfolgen. Alles hängt aber davon ab, wo ich eine Wild-Card erhalten kann. Dies liegt nicht in meiner Hand, aber ich sehe dem sehr relaxed entgegen.“

Gefragt nach dem einen gewissen Highlight in seiner Karriere, entgegnete Simon: „Je länger ich spiele, desto weniger habe ich eins. Ich habe so viele Jahre diesem Sport gewidmet. Aber worum geht es eigentlich? Geht es um die Performance auf dem Platz, geht es um Emotionen, geht um das beste Erlebnis außerhalb des Platzes? Es gibt viele Dinge, die in meiner Erinnerung bleiben werden. Am Ende geht mir aber nur um eins: Dass ich mein bestes gegeben habe, solange ich konnte.“

Von Flughäfen, Bahnhöfen und Trips auf der Straße hat Simon jedoch „die Nase voll“ und freut sich auf ein eine ruhigere Zeit daheim.

„Ich haben noch keine konkreten Pläne für das Leben danach. Ich weiß aber, dass ich viel Zeit mit meiner Familie verbringen möchte“, so der Vater von zwei Söhnen. „Aufgrund der hohen Anzahl an Reisen habe ich viel von deren Entwicklung verpasst. Oft kam es mir so vor, dass als ich das Haus verlassen haben sie noch am Krabbeln waren und als ich zurück kam schon gelaufen sind. Das ist das Leben eines Tennisprofis. Ich freue mich nun darauf eine längere Zeit daheim sein zu können. Dann werden wir schon sehen, was noch passiert.“

Gilles Simon ist mit sich im Reinen.