International Blog – Florian Heer
Während Alexander Zverev die vergangenen zwei Wochen im australischen Melbourne auf der Jagd nach seinem ersten Grand-Slam-Titel verbrachte, erfolgte im winterlichen Deutschland der Startschuss in die internationale Tennis-Saison. Einer, der Zverev in den kommenden Jahren als besten deutschen Tennisspieler beerben möchte und sich bereits auf dem Weg in die Weltspitze aufgemacht hat, stand dabei im besonderen Fokus.
Die Rede ist von Justin Engel. Im großen Schatten der ersten Woche Down Under, feierte der 17-jährige Nürnberger mit dem Gewinn der Cadolzburg Open seinen fünften Titel auf der ITF-World-Tennis-Tour. Es war ein besonders süßer Triumph, da er quasi vor der Haustür des Teenagers stattfand.
Beim ersten internationalen Tennisevent des Jahres in Deutschland, dominierte Engel das Geschehen auf dem Teppich des Tennis-Centers Schwadermühle. Ohne Satzverlust und mit einem eindrucksvollen 7:6(2), 6:3 Finalsieg über den Briten Hamish Stewart, heizte Engel den rund 200 Zuschauern in einer kühlen Halle ein. Knapp 2.000 Euro an Preisgeld und 15 ATP-Weltranglistenpunkte konnte der Franke am Ende als Lohn für sich verbuchen.
Mit Kohlschreiber zu neuen Höhen
„Ich bin über jede Runde froh, die ich auf diesem Niveau gewinnen kann“, gab sich Engel im Anschluss bescheiden. Der Teenager, inzwischen neben seinem Vater Horst auch von Philipp Kohlschreiber gecoacht, möchte die neue Saison mindestens genauso erfolgreich gestalten, wie die vergangene. Im Jahr 2024 konnte er bereits drei Pokale auf dem Pro-Circuit in die Höhe strecken und gewann bei den Almaty Open in Kasachstan sein erstes Match auf ATP-Tour Ebene. „Ich habe mit Kohli viel trainiert und wir wollen nun gemeinsam den nächsten Schritt gehen. Er kann mir die Spielintelligenz vermitteln und mir wichtige Hinweise geben, in welcher Situation man welchen Ball spielt“, sagt Engel.
Der inzwischen 41-jährige Kohlschreiber verriet indessen, dass er noch den „ein oder anderen Satz“ gegen seinen Schützling gewinnt, führt dies aber auch auf seine „unangenehme Spielweise“ für die jüngere Generation zurück. „So einen Spielertypen wie mich gibt es gar nicht mehr,“ konstatierte die ehemalige Nummer 16 der Welt.
Engel erreicht Halbfinale beim MLP-Cup
Viel Zeit zum Feiern blieb Engel nach dem Erfolg bei den Cadolzburg Open nicht, da der deutsche „Teppich-Swing“ sich in der folgenden Woche im baden-württembergischen Nußloch fortsetzte. Auch beim MLP-Cup, Teil der ITF-World-Tennis-Tour M25-Serie, und damit eine Kategorie höher angesiedelt als das Turnier in Bayern, setzte Engel zunächst seinen Erfolgslauf fort.
Der ehemalige Top 60 Junior, der sein eigenes Spiel als „schnell und aggressiv“ beschreibt, gelang mit drei Drei-Satz-Siegen ins Halbfinale, wo gegen den Ukrainer Oleg Prihodko Endstation war. Gewonnen hat den MLP-Cup schließlich Tom Paris. Woher? Klar, aus Frankreich.
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Nächste Stufe: Challenger in Koblenz
Die Tour de Deutschland ist für Engel im Januar allerdings noch nicht zu Ende. Bei den in dieser Woche stattfindenden Koblenz Open, wird die Nummer 369 der Welt nun versuchen auch auf der ATP-Challenger-Tour für positive Eindrücke zu sorgen. Engel erhielt eine Wild Card und wird es in der ersten Runde mit einem Qualifikanten zu tun bekommen.
„Ich habe noch nicht in Koblenz gespielt. Ich freue mich aber immer vor vielen Leuten zu spielen. Mal sehen, wie weit ich dort kommen werde,“ erklärte Engel im Vorfeld.
Eines steht jedoch wohl bereits jetzt fest. Bleibt der ehrgeizige Jungstar, der sich während einer Turnierwoche nur auf Training und Matches konzentriert, verletzungsfrei wird sein Weg kontinuierlich nach oben verlaufen. Vielleicht wird er dann schon bald die Saisoneröffnung in Deutschland verpassen und stattdessen in Australien verweilen. Ihm wird es wohl recht sein.