International Blog – Dietmar Kaspar
Die Arme weit von sich gestreckt und mit einem erleichterten Lächeln im Gesicht jubelte Peter Torebko nach verwandeltem Matchball im Finale. Ohne Niederlage konnte sich der 32-jährige den Titel beim Vorrundenturnier der Tannenhof Resort German Men’s Series in Überlingen sichern.
Nach Siegen unter anderem über Turnierfavorit Yannick Maden und Finalgegner Johannes Härteis durfte der Rheinländer, der in seiner Karriere 13 Titel auf der ITF-World-Tennis-Tour sammeln konnte und bereits unter den Top 200 in der Weltrangliste stand, neben dem Siegerpokal auch einen Scheck über 5.000 Euro auf dem idyllisch am Bodensee gelegenen Centre Court entgegennehmen.
Die Vorrunde der #TannenhofGermanMensSeries ist vorbei. Die letzten Ergebnisse aus Troisdorf und Überlingen gibt es hier. #DTBTennis #GermanProSeries pic.twitter.com/SFFNMndtmM
— DeutscherTennisBund (@DTB_Tennis) June 14, 2020
Im Anschluss an das Finale traf ich mich mit Peter Torebko zum Interview um herauszufinden, warum der langjährige Bundesligaspieler Turniere in Überlingen als Heimspiel empfindet und wie es in London zu seinen Treffen auf dem Court mit den ganz Großen der Zunft kam.
Tennis Tourtalk: Peter, trotz deiner Heimat Wesel wirst du von Turnier-Offiziellen und dem Stadionsprecher in Überlingen immer als Lokalmatador angekündigt. Wie kommt das?
Peter Torebko: Ich bin schon sehr oft bei den ITF-Turnieren in Überlingen gewesen. Da es mir hier so gut gefällt, habe ich auch öfters Urlaub hier gemacht und dabei viele Leute kennengelernt. Über die Jahre hinweg bilden sich dann Freundschaften, auch wenn man nicht das ganze Jahr über hier ist.
Wie alle anderen Spielern bist du natürlich auch von der Corona-Krise betroffen. Wie hast du von der anstehenden Zwangspause erfahren?
Ich war bei einem Turnier in der Türkei und hatte donnerstags meine zweite Runde gewonnen. Am Folgetag sollte mein Viertelfinale im Einzel und das Doppelfinale zusammen mit meinem Partner Peter Heller stattfinden. Plötzlich kam die E-Mail von der ITF an die Spieler rein, dass alle Turniere wegen Corona abgesagt sind und man direkt nach Hause fliegen könne.
Hatte sich diese Maßnahme angekündigt?
Diese Mail kam von jetzt auf gleich völlig überraschend. Vorher gab es keinerlei Kommunikation seitens der ITF zu dieser Thematik.
War die Rückreise aus der Türkei problematisch?
Wir hatten gleich für den Freitag einen Rückflug nach Deutschland gebucht und konnten ohne Probleme einreisen. Am Abend haben wir dann in der Tagesschau gehört, dass ab Samstag ein Einreise-Stopp aus der Türkei umgesetzt werden sollte.
Wie bist du mit der Turnierpause umgegangen?
Anfangs habe ich außer etwas Fitness fast nichts gemacht, da sich ja nicht abgezeichnet hatte, wann es wieder weiter geht. Ein erster Lichtblick war die Punktspielrunde in der Regionalliga für die 2. Mannschaft des TC Bredeney Essen, diese wurde aber ebenso wie die Bundesligen abgesagt. Umso erfreulicher war dann die Nachricht von der DTB-Turnierserie, damit man endlich wieder ein konkretes Ziel vor Augen hatte. So konnte ich in Düsseldorf mit meinem Trainingspartner Henri Squire die Vorbereitung in Angriff nehmen.
Mit welchen Erwartungen bist du in das Turnier in Überlingen gestartet?
Nach so einer langen Pause weiß man natürlich nie richtig, wie man drauf ist. Im Training habe ich mit meinem Trainingspartner oft Punkte gespielt, deswegen wusste ich so ungefähr wo ich stehe. Ob man das dann ins Spiel transferieren kann ist eine andere Sache, aber vor dem Turnier war ich sehr zuversichtlich und bin recht positiv in die Veranstaltung gegangen. Mit dem Resultat kann ich natürlich mehr als zufrieden sein.
Die meisten Titel hast du auf Sand errungen. Ist dies dein Lieblingsbelag?
Ich kann auf allen Belägen relativ gut spielen, wenn ich mich darauf eingespielt habe. Schnelle Belagwechsel sind für mich problematisch. Sand ist schon mein favorisierter Belag, da kann man mehr mit Bogen spielen und den Gegner auch mit Stop-Bällen austaktieren. Das mag ich lieber als das stupide Drauflos-Hämmern auf schnelleren Belägen.
Bleibt neben der Profi-Karriere auch Zeit um sich ein zweites Standbein aufzubauen?
Vor dreieinhalb Jahren habe ich ein BWL-Studium an einer Fern-Uni begonnen, das ich demnächst fast in der Regelstudienzeit mit der Bachelor-Arbeit abschließen kann. Es erfordert schon ein ordentliches Maß an Disziplin um das parallel zu den Turnieren hinzubekommen.
Viele Profis wählen als duale Form der Ausbildung den Weg an ein US-College. War das für dich auch eine Alternative?
Ich hatte zur relevanten Zeit den Werdegang von Spielern wie Benjamin Becker oder Benedikt Dorsch, die das ja erfolgreich praktiziert haben, wohlwollend verfolgt. Mir war das damals aber noch zu ungewiss, ob ich vom Charakter her schon so reif bin, um alleine in die USA zu gehen. Deshalb habe ich mich dafür entschieden in Deutschland zu bleiben und so den Weg auf die Profi-Tour zu schaffen.
Welche sportlichen Ziele setzt du dir mittelfristig?
Ich spiele unheimlich gerne in der Mannschaft. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen mit meinem aktuellen Verein TC Bredeney den Aufstieg in die 1. Bundesliga zu schaffen. Letzte Saison hatten wir dieses Ziel im letzten Spiel gegen Neuss knapp verpasst. Natürlich waren wir sehr traurig über die diesjährige Absage, aber im nächsten Jahr werden wir einen neuen Versuch unternehmen.
Im Einzel habe ich mir eigentlich nie irgendwelche genauen Ziele im Ranking gesetzt, da bin ich vielleicht nicht so ambitioniert wie andere. Aber auf dem Platz möchte ich natürlich immer gewinnen und versuchen mein Spiel zu verbessern.
Machst du dir schon Gedanken, welchen beruflichen Weg du nach deiner aktiven Karriere einschlagen möchtest?
Lustigerweise habe ich vor kurzem mit meinem Kumpel Simon Greul am Telefon über dieses Thema gesprochen, der ja auch früher auf der Tour gespielt hat. Er hat mir geraten mal ein oder zwei Praktika in einem Wirtschaftsunternehmen zu machen um herauszufinden, ob ich es schaffe, in so einer Hierarchie-Ebene ganz unten anzufangen wo einen andere vielleicht schlechter oder minderwertiger behandeln. Als autonomer Tennisprofi ist eine solche Unterordnung bestimmt alles andere als einfach.
Auf der anderen Seite macht es mir immer noch riesigen Spaß, weiterhin etwas im Tennis zu machen. Ich arbeite sehr gerne mit anderen Menschen, besonders auch mit Kindern, um diese weiter zu entwickeln. Auf jeden Fall ist es positiv verschiedene Optionen zu haben.
Bei den ATP-Finals in London durftest du als Hitting-Partner die ganz große Tennisbühne mit absoluten Legenden des Sports betreten. Wie kam es dazu?
Ich habe einen guten Freund in London, den ich immer besuche, um bei den ATP-Finals als Zuschauer beizuwohnen. Ein anderer Spieler, den ich zufällig dort getroffen hatte, fragte mich, ob ich denn hier Hitting-Partner sei. Ich dachte mir, dass dies doch eine gute Idee wäre und habe für das darauffolgende Jahr eine E-Mail bzgl. Anfrage an die ATP geschickt. Tatsächlich hat mir die ATP eine Zusage für die Finals 2018 geschickt. Man bekommt zwar kein Geld dafür, aber es war schon ein fantastisches Erlebnis diese Größen hautnah zu erleben und mit ihnen auf dem Platz zu stehen. Im ersten Jahr waren es wenige Spieler, deshalb wurde ich von einer Session zur nächsten gerufen. Seit letztem Jahr lädt die ATP die besten Junioren als Belohnung für diese Aufgabe ein, deshalb ist das Hitting-Programm dort inzwischen etwas gemäßigter.
Ergebnisse Platzierungsspiele Hauptrunde Überlingen:
Spiel um Platz 3:
Christoph Negritu – Louis Weßels: 6-1, 7-6(4)
Spiel um Platz 1:
Peter Torebko – Johannes Härteis: 6-3, 6-3