International Blog – Florian Heer
Sebastian Ofner ist zurück. Der 25-jährige Österreicher gab nach siebenmonatiger Verletzungspause auf der ATP-Challenger-Tour sein Comeback. Bei den Murcia Open in der vergangenen Woche, verlor Ofner sein Auftaktmatch gegen den Italiener Raul Brancaccio noch glatt in zwei Sätzen.
Bei den Open Comunidad de Madrid, konnte der gebürtige Steirer jedoch in dieser Woche seine ersten Achtungserfolge verzeichnen. Gegen den israelischen Qualifikanten Yshai Oliel setzt sich Ofner in der ersten Runde mit 6-4, 6-4 durch, gefolgt von einem zwei-Satz-Erfolg über Mats Moraing aus Deutschland. Erst im Viertelfinale war gegen den an Nummer zwei-gesetzten Brasilianer Thiago Monteiro Endstation.
Wir haben uns mit der aktuellen Nummer 226 der ATP-Weltrangliste nach seinem Comeback-Sieg im Club Casa de Campo Villa de Madrid zum Interview verabredet.
Back on tour after injury!
Sebastian Ofner 🇦🇹 beats Yshai Oliel to record his first match win since September last year and books a spot in the second round of the I Open Comunidad de Madrid 🇪🇸#ATPChallenger #Madrid 🐻🍓@fedetenismadrid @ccvmoficial @Visita_Madrid pic.twitter.com/eR2naLqvxB
— Florian Heer (@Florian_Heer) April 12, 2022
Tennis TourTalk: Sebastian, Glückwunsch zum Sieg! Wie war es heute auf dem Platz?
Sebastian Ofner: Der Aufschlag ist hier extrem wichtig und ich habe gut serviert. Dazu habe ich gegen einen starken Gegner tough von der Baseline agiert. Daher bin ich sehr happy mit dem Sieg.
Gegen einen Qualifikanten in der ersten Runde antreten zu müssen, kann sich auch als sehr tricky erweisen?
Wenn du mit zwei Matches aus der Qualifikation kommst und bereits im Turnierrythmus bist, kann das durchaus ein Vorteil sein. Ich habe das heute jedoch gut gestemmt und es hat am Ende gepasst.
Madrid liegt auch relativ hoch. Sind das Bedingungen, die Ihnen liegen?
Ja, ich habe es generell gern, wenn es schneller ist. Dies ist hier definitiv der Fall. Man kann gut mit dem Spin arbeiten, da die Bälle höher wegspringen. Es sind ähnliche Verhältnisse wie zum Beispiel in Kitzbühel und das kommt mir sehr entgegen, wenn ich mit meinen Schlägen mehr machen kann.
Die Open Comunidad de Madrid sind erst Ihr zweites Turnier in dieser Saison. Vorher hatten Sie mit einer hartnäckigen Verletzung zu kämpfen. Wie haben Sie die letzten Monate durchlebt?
Bei der Verletzung handelte es sich um eine sogenannte Hakenferse. Dabei entsteht hinten bei der Ferse am Knochen ein Überbein. Es ist zu viel Knochen vorhanden und es drückt auf die Achillessehne. Durch die Reibung entzündet sich diese. Eine Arthroskopie war leider nicht möglich, da sich die verletzte Stelle zu weit unten befand. Somit musste die gesamte Ferse aufgeschnitten und der Knochen weg gemeißelt werden. Es war sehr schwierig und langwierig. Ich konnte die Turniere im Sommer letzten Jahres nur unter Schmerzen bestreiten. Am 3. Oktober bin ich operiert worden und war das erste Mal fast schmerzfrei auf einem Tennisplatz zum Training Mitte März. Ich habe auch heute noch Schmerzen und habe unter Schmerzmitteln gespielt. Der Arzt sagt, dass es keine Rolle spielt, ob ich trainiere, Pause mache oder Matches bestreite, da der Heilungsprozess einfach seine Zeit benötigt. Auch physiotherapeutisch lässt sich leider nichts machen. So stellte sich für mich die Frage, wie ich nun weiter vorgehe. Ich habe die letzten beide Monate viel trainiert und nun spiele ich wieder Matches, zumindest so gut es geht.
Durch die Belastung besteht somit keine Gefahr, dass es sich verschlimmert?
Genau. Laut Aussage des Arztes kann nichts passieren. Es sieht so weit alles gut aus, aber es ist tough, wenn man in der Früh aufsteht und teilweise nicht richtige laufen kann, und einen stechenden Schmerz verspürt. Nichtsdestotrotz bin ich unglaublich froh wieder Turniere spielen zu können. Wenn es mal wieder schlimmer ist und es nicht anders geht, dann schmeiß ich mir Schmerzmittel ein.
Klingt nach einer völlig neuen Erfahrung für Sie?
Ich hatte in der Vergangenheit immer mal wieder mit Verletzungen zu kämpfen gehabt, aber dies war wirklich neu für mich. Sieben Monate kein Match bestreiten zu können ist eine lange Zeit, aber da muss man durch.
Letzte Woche haben Sie Ihr Comeback in Murcia gegeben, diese Woche Madrid. Gab es einen besonderen Grund, dass Ihre Wahl auf die Challenger in Spanien gefallen ist?
Ich hätte sehr gerne auf Hartplatz gestartet, was zu dieser Zeit der Saison leider nicht mehr möglich ist. Dann war die Wahl zwischen Italien und Spanien, wobei die Bedingungen in Italien eher langsam sind. Das war der Grund nach Spanien zu kommen, wobei mein Match vergangene Woche am Abend bei 8 Grad und Nieselregen stattfand (lacht). Aber hier taugt es mir wieder und ich fühle mich wohl.
Außerdem gilt es mit dem Protected-Ranking Haus zu halten?
Bei den nächsten Challenger-Events besteht für mich die Möglichkeit auch ohne Protected- Ranking ins Turnier zu kommen. Das wäre natürlich von Vorteil, da lediglich neun Möglichkeit für die nächsten neun Monate zur Verfügung stehen. Das ist nicht viel. Ich werde es für die Grand-Slam-Turniere einsetzen und für die ein oder andere Qualifikation auf der ATP-Tour.
In den letzten Jahren hat es in Österreich wieder vermehrt Challenger-Events gegeben. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation bzgl. der Turnierlandschaft daheim?
Mauthausen werde ich auslassen, dafür die Turniere in Prag und Ostrava spielen. Insgesamt ist es aber natürlich schön zu sehen, dass es wieder mehr internationale Turniere in Österreich gibt. Die Bedingungen und Anlagen sind auch super. Da war es besonders schade, dass es in den vergangenen 12 Jahren überhaupt keine Challenger-Turniere in Österreich gab. Jetzt scheint aber wieder Bewegung in die Sache zu kommen und das ist gut für das österreichische Tennis.
Wenn man Ihr Profil auf der Website der ITF ansieht, ist dort „Clay“ als Ihr Lieblingsbelag hinterlegt. Die größeren Erfolge fanden aber alle auf Hartplatz statt.
Ich spiele definitiv am liebsten auf Hard-Court. Da ist lediglich das Profil nicht erneuert worden. Auch Rasen mag ich sehr, da ist der Swing jedoch sehr kurz. Sand liegt mir gut im Hochsommer, wenn es sehr heiß ist. Zu Beginn einer Saison ist es auf diesem Belag für mich noch eher schwierig.
Wie sieht Ihre aktuelle Traniningssituation aus?
Ich bin weiterhin bei Wolfgang Thiem an der Akademie, was mir richtig taugt. Da würde ich auch nichts ändern wollen. Dazu kommt mein Fitnesstrainer Florian Pernhaupt. Heuer soll noch ein Travelling-Coach dazukommen. Hier bin ich jedoch noch allein, da ich noch nicht hundertprozentig fit bin.
Die Bundesliga wird auch wieder ein Thema für Sie sein?
Ja, ich werde in Österreich antreten. Auch in Deutschland für Rosenheim. Zudem habe ich auch vor in Italien zu spielen. Die Ligaspiele sind wunderbar, um Matchpraxis zu erhalten. Das wird mir bestimmt auch weiterhelfen.
Ist der finanzielle Anreiz auch noch vorhanden?
Definitiv. Der Cut beim schlechtesten Challenger in einer Woche ist z. B. bei Weltranglistenplatz 213. Wenn du reinkommen solltest, und du verlierst in der ersten Runde, erhältst du 450 Euro abzüglich Steuern. Das ist schlimm. Deshalb ist die Liga ganz klar auch eine Einnahmequelle.
Ist eine gewisse Unzufriedenheit der Spieler mit der finanziellen Situation auf der Challenger-Tour zu spüren?
Die Spieler engagieren sich mehr. Es wird geschaut, dass ein kleiner finanzieller Zuschuss für Challenger-Turniere hinzukommt. Eine Möglichkeit wäre, dass man mindestens 1.000 Euro für eine Hauptfeldteilnahme erhält. Damit könnte ich die Kosten für die Flüge und das Hotel zumindest annähernd decken. Beim jetzigen Zeitpunkt müsste ich oft zumindest das Halbfinale erreichen, um kein Minus zu machen. Dazu kommt, dass die Leistungsdichte bei diesen Turnieren inzwischen immens ist. Leider hat sich in den letzten Jahren nichts verändert und die Challenger-Tour wird auch von der ATP ein wenig vernachlässigt. Es müsste auch besser vermarktet werden. Allerdings ist dies schwierig.
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute.